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BücherAllah Mahabba |
Gesprächsfähigkeit steigerndes Sündenregister Eine Rezension von Benedikt Poetsch
Grundanlage des Buches Die Grundanlage des ganzen Buches entspricht dem, was das Titelbild andeutet: Durch eine geöffnete Tür fällt Licht in einen dunklen Raum. Der Autor macht keinen Hehl daraus, dass er den Glauben, von dem er es unternimmt zu reden, als etwas Positives, als ein Licht versteht, dass er also „mit der Feder eines gläubigen Christen katholischer Prägung und Überzeugung“ (10) schreibt. In diesem Sinne möchte er eine Tür zum Glauben öffnen. Das Buch kann dabei sowohl für Gläubige als auch für Nicht-Gläubige interessant sein: Die Lerneffekte können auf beiden Seiten die Gesprächsfähigkeit und auch die Freude am Gespräch über Glauben und Kirche steigern. Für den Gläubigen wird es vielleicht gar nicht so sehr um eine Aufrüstung seines argumentativen Waffenarsenals gehen als vielmehr darum, seine Kirche und seinen Glauben besser kennenzulernen, um dann auch fundiert mit Menschen außerhalb seiner „Bubble“ darüber sprechen zu können. Der Nicht-Gläubige wird merken, dass er in seinen kritischen Anfragen und Einwänden ernstgenommen wird, weil er hier klaren Positionen begegnet, die unter Berücksichtigung kirchen- und glaubenskritischer Argumente formuliert und plausibilisiert werden. Wie geht der Verfasser dabei vor? Er thematisiert in alphabetischer Reihenfolge Themen, die mit Glaube und Kirche zu tun haben und in der Öffentlichkeit immer wieder für eine negative Sicht auf diese beiden Größen sorgen. Diese Themen werden dann in kleinen, jeweils ca. sieben Seiten langen, essayförmigen Texten aus katholischer Perspektive betrachtet. Bordat geht es in seinem Buch nicht darum, alle kritischen Anfragen von vornherein ins Leere laufen zu lassen und die Kirche in einer interessegeleiteten Vorentschiedenheit von allen Vorwürfen freizusprechen. Was dieses Buch vielmehr ganz besonders auszeichnet, ist sein persönlicher Gesprächscharakter. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Bordat sich als erfahrener Blogger (vgl. 12) einen diskursiven Stil angeeignet hat, der von langjähriger Auseinandersetzung mit Kirchen- und Glaubensfragen im Gespräch mit Nicht-Katholiken zeugt. Ein beispielhafter Beleg für diesen unbefangen persönlichen Stil findet sich am Beginn des Kapitels über den Schöpfungsglauben, wo es heißt: „Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube ich kann mir nicht helfen, aber ich sehe dazwischen keinen Widerspruch […]“ (207). Die argumentative Auseinandersetzung mit der Sache folgt dann. Der Leser hat also das Gefühl, dass es dem Verfasser wirklich darum geht, mit ihm in ein Gespräch einzutreten. Dieser Linie entsprechend ist der Ausgangspunkt jedes Kapitels eine kirchen- oder glaubenskritische Aussage, wie sie die meisten Katholiken (so oder so ähnlich) schon einmal vorgehalten bekommen und die meisten kirchen- und glaubenskritischen Menschen schon einmal (so oder so ähnlich) gedacht oder geäußert haben, zum Beispiel: „Wer selber denkt, braucht keine Dogmen!“ (30). Das Schöne am Stil dieses Buches ist nun, dass Bordat diesen Aussagen nicht ein kritik-immunes, hermetisches Die-Kirche-hat-aber-doch-Recht entgegensetzt, sondern sein zu Beginn gegebenes Versprechen hält, „sachlich und unaufgeregt“ über die Sachfragen zu sprechen und, im Blick auf kirchengeschichtliche Fragen (z. B. Inquisition, Hexenverfolgung etc.) nicht hysterisch, sondern historisch (vgl. 11) vorzugehen. So enthält das Buch auch kritische Töne, es wird keine Geschichtsklitterung oder Schönfärberei betrieben, sondern differenziert geurteilt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Fazit des Kapitels über die Sklaverei: „Ohne die Institution Kirche als politisch wirksamer Machtfaktor, als weltliche Repräsentation der Christenheit wäre die Menschenrechtsidee möglicherweise früher und flächendeckender umgesetzt worden, ohne Christentum hingegen wäre sie mit Sicherheit gar nicht erst entstanden.“ (61). Schwerpunkte und Perspektiven Wie im persönlichen Gespräch üblich, erlaubt es sich Bordat, eigene, persönliche Schwerpunkte zu setzen. So gibt es keine sich durchhaltende Methode, mit der er die unterschiedlichen Themen bearbeitet, sondern mal setzt er philosophisch an (vgl. etwa das Kapitel über die Freiheit), mal historisch (vgl. etwa das Kapitel über die Inquisition), ein anderes Mal stehen theologische Erwägungen im Vordergrund (etwa im Kapitel über das Martyrium), wieder ein anderes Mal legt er gewissermaßen einen Faktencheck vor, indem er statistisches Faktenwissen referiert (etwa im Kapitel mit dem Titel „Geld“). Natürlich hat das bisweilen eine gewisse Einseitigkeit zur Folge: Das Thema Geld zum Beispiel wäre auch theologisch sehr ergiebig gewesen, aber der Autor fokussiert sich ganz auf gegenwärtige kirchen- und gesellschaftspolitische Fragen. Ähnliches könnte man ihm auch im Abschnitt über die kirchliche Hierarchie vorwerfen, in dem die bibeltheologische Begründung eher am Rande stattfindet. Kann man ihm das verzeihen? Man muss es sogar. Denn das Buch verliert damit nicht seinen Reiz und wird dadurch nicht weniger gewinnbringend. Es ist eigentlich gerade ein Vorzug des Buches, dass die Vielseitigkeit des Autors sich darin zeigt, dass er zwischen verschiedenen methodischen Zugängen zu den Sachthemen variiert. So ist gewissermaßen „für jeden etwas dabei“. Man muss auch das ein Plus des Buches nicht linear von der ersten bis zur letzten Seite lesen, sondern man kann eine Auswahl treffen und sich vom Schlagwortregister jeweils zu dem Thema führen lassen, bei dem einem im letzten Kaffeegespräch mit einem Atheisten die Argumente gefehlt haben, oder bei dem man, andersherum, immer schon das Gefühl hatte, so einen Unsinn könne doch eigentlich heute kein vernünftiger Mensch mehr glauben. Natürlich beinhaltet ein Versuch wie der Bordats auch die Gefahr, dass die Themen um der Griffigkeit und Eingängigkeit der Sprache willen inhaltlich nicht tief genug behandelt werden. Dazu ist zunächst zu sagen, dass sprachliche Griffigkeit und Eingängigkeit dem Autor durchaus nicht abgehen. Sein Buch ist gut lesbar, der Verfasser scheut sich nicht vor umgangssprachlichen und zuspitzenden Formulierungen; er bedient sich eines essayistischen Stils. Pointierend kann er zum Beispiel formulieren: „Die Inhalte der Bibel sind nicht logisch, dennoch sind sie wahr […]“ (28). Solche prägnanten Formulierungen können freilich Missverständnisse hervorrufen: Vermögen die Inhalte der Bibel etwa nicht auch auf der Ebene der Logik zu überzeugen? Muss ich die Logik beiseitelassen, wenn ich die biblische Wahrheit verstehen will? Aber der Verfasser entgeht dieser Gefahr, indem er einerseits immer wieder „Links“ zu anderen Kapiteln einfügt. An der eben zitierten Stelle etwa verweist er auf sein Kapitel „Wahrheitsanspruch“, in welchem der Leser dann erfährt, dass dem Christentum eine positive Sicht auf Logik und Vernunft eigne, und wo er wiederum auf das Kapitel „Vernunft“ verwiesen wird, in dem schwerpunktmäßig Grundzüge der fundamentaltheologischen Verhältnisbestimmung zwischen Vernunft und Glaube bei J. Ratzinger referiert werden. So werden Schwächen in einem Kapitel durch Stärken in einem anderen ausgeglichen. Bordat ist dabei durchweg gut informiert und hat sich (als Nicht-Theologe) teilweise erstaunlich tief in theologisches Denken eingearbeitet. So ist etwa seine Wiedergabe des theologischen Verständnisses von Martyrium bei Karl Rahner sehr gut gelungen. Anderseits gibt Bordat am Ende jedes Kapitels die jeweils verwendete Lektüre an und verweist auch auf weiterführende Literatur. Für weitergehende Auseinandersetzungen mit den einzelnen Themen wird es erforderlich sein, auf diese Hinweise zurückzugreifen und das Studium eigenständig zu vertiefen. In diesem Zusammenhang ist der etwas irritierende Umstand zu nennen, dass das erste Stichwort des Titels, nämlich „Ablasshandel“, gar nicht den Auftakt des Buches bildet, sondern erst beim Buchstaben „R“ unter dem Stichwort „Reformation“ behandelt wird. Daran zeigt sich: Es geht dem Autor um gründliche Recherche und differenzierte Auskunft; darum sind die einzelnen Schlagworte nur im größeren theologischen und historischen Zusammenhang verständlich. Dass die Systematik des Buches dem Rechnung trägt, spricht für das Buch. Kirchliches Lager? Zuletzt wird man sich in kirchlichen Kreisen die bange Frage stellen: Ist der Autor denn jetzt konservativ oder liberal? Zunächst: Das Buch ist kein wissenschaftliches; es ist zwar gut informiert und recherchiert geschrieben, aber es verzettelt sich nicht in der Diskussion fachspezifischer Detailfragen, es beansprucht keine wissenschaftliche Präzision; es beinhaltet Zuspitzungen und bemüht sich nicht, den Stil persönlich gehaltener Essays zu verlassen. Es trägt eine persönliche Färbung an sich, die aber seinen Wert nicht mindert. Bordat tritt in keine philosophischen oder theologischen Schulstreitigkeiten ein. Auch innerkirchliche Zwistigkeiten spielen für ihn keine Rolle. Er kann ebenso die Institution des ZDK loben (vgl. 47f) wie unbefangen für die katholische Sexualmoral (vgl. 215-221) eintreten. Er zitiert Johannes Paul II. ebenso wie Benedikt XVI. oder Franziskus, H. U. von Balthasar ebenso wie K. Rahner oder H. Küng. Eine einfache Etikettierung ist für ihn also nicht möglich. Insgesamt lässt sich sagen: Das Buch ist lehramtstreu, aber darüber hinaus nicht klar irgendeinem kirchlichen „Lager“ zuzuordnen. Das ist angesichts der Vielzahl polarisierender Kräfte in der Kirche erfrischend, weil darin, mit Benedikt XVI. gesagt, der Glaube als ‚positive Option‘ aufscheint, als ein Licht eben, wie es das Titelbild des Buches anschaulich darstellt. Auf dieser Linie wagt es Bordat freimütig, werbend über den Glauben zu sprechen, etwa wenn er im Kapitel über die Engel dem Leser zuruft: „Also: Geben wir den Engeln eine Chance!“ Das Buch ist, zusammenfassend gesagt, für gläubige wie nicht-gläubige Menschen, die Interesse an einem ernsthaften, sachlichen Gespräch über den Glauben und die Kirche haben, überaus empfehlenswert und darf guten Gewissens als Weihnachtsgeschenk unter den einen oder anderen Tannenbaum gelegt werden. Josef Bordat, Von Ablasshandel bis Zölibat. Das ‚Sündenregister‘ der Katholischen Kirche, Lepanto-Verlag 2017, 296 Seiten Bevor die Türe schließt Eine Auslegung von Lukas 13,22-30 Von Josef Bordat Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten. (Lk 13,22-30) In einem seiner Ich bin-Worte spricht Jesus von sich als einer „Tür“: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und die Weide finden“ (Joh 10,9). Diese Tür des Herrn ist in der heutigen Perikope erst eng (Vers 24) und dann verschlossen: Aorist „verschließen“ (Vers 25). Der Aorist ist eine Vergangenheitsform, die so zu verstehen ist, dass der Hausherr die Tür einmal (man könnte auch zuspitzen: „ein für alle Mal“) verschließt. Es ist keine regelmäßig wiederholte Handlung, folglich gibt es auch keine zweite Chance. Das bedeutet: Es ist zunächst einmal schwierig, durch sie hindurch zu gelangen. Es macht Mühe. Man muss sich bücken und beugen, man eckt an, stößt sich, trägt blaue Flecken davon. Und dann ist es auch nur begrenzt möglich, Versuche zu unternehmen. Irgendwann ist Schluss Sperrstunde. Wer dann noch kommt, steht vor verschlossener Türe. Für immer. Ist das nicht hart, ja, hartherzig? Widerspricht es nicht der Offenheit Gottes für den Menschen, die sich ja gerade in Christus zeigt? Ist es nicht etwas, das der Barmherzigkeit des Herrn quer liegt? Ich denke, unter Berücksichtigung dreier Aspekte können wir verstehen, was Jesus meint. Zunächst: Es ist eine Warnung zur rechten Zeit. Jesus ermahnt uns zur Mühe, gerade uns, die wir oft meinen, unsere Beziehung zu Gott sei in Ordnung, weil wir die Sakramente empfangen und viel Gutes tun. Gott will mehr von uns, er will uns ganz. Dann: Nachfolge ist schwierig. Der Pfad der Tugend, die Tür des Gottesreiches sie sind eng. Insofern ist besondere Aufmerksamkeit und Anstrengung nötig. Unsere Aufmerksamkeit, unsere Anstrengung. Die Tür hat ihre Klinke innen wir müssen sie öffnen, wir müssen unseren Teil zur Erlösung beitragen, denn wir müssen die Gnade Gottes annehmen. Wir müssen dem, der uns entgegengeht, unsererseits entgegengehen, dürfen ihm nicht ausweichen. Der Weg der Nachfolge muss „mit allen Kräften“ (Vers 24) gegangen werden sonst gelangen wir nicht ans Ziel. Schließlich: Die Tür zu Gott steht allen Menschen grundsätzlich offen, denn es ist Jesus Christus, die uneingeschränkte Sehnsucht Gottes nach gelingendem Leben für den Menschen. Niemand ist prinzipiell vom Heil ausgeschlossen. Von „Osten und Westen“ und von „Norden und Süden“ gelangen Menschen durch die Tür (Vers 29). Von überall her, aus aller Welt kommen all jene, die sich bemühen, am Ende zu Gott. Aber es sind eben nicht immer die, die sich selbst ganz vorne sehen, als Zugangsberechtigte, gar selbst als Türhüter, so dass „manche von den Letzten die Ersten“ sind und „manche von den Ersten die Letzten“ (Vers 30). Wir wissen nicht, zu welcher Gruppe wir gehören zu den Ersten oder den Letzten. Wir müssen uns bloß entscheiden und uns bemühen, den Weg zur Tür und durch die Tür zu finden. Am besten gleich hier und jetzt. Bei der Perikope handelt es sich um das Evangelium des 21. Sonntags im Jahreskreis im Lesejahr C (als nächstes am 27. August 2028). |
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