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Die Leitlinien zur Umsetzung des Motu Proprio “Summorum Pontificum”

Von Prof. Dr. Georg Muschalek

Georg Muschalek hat im Paul van Seth-Verlag ein Buch mit dem Titel Der Widerstand gegen die Alte Messe herausgegeben. Es enthält die große Rede Robert Spaemanns Die Präsenz des klassischen römischen Ritus in der Katholischen Kirche. Ihre Bedeutung und ihre Zukunft auf der Tagung der Pro Missa Tridentina 1994 in Frankfurt, Spaemanns Kommentar zum Motu Proprio “Summorum Pontificum”, der am 22. September 2007 in der Tagespost unter dem Titel Ein Perspektivenwechsel ist Christen möglich. Mit dem Motu proprio „Summorum Pontificum“ hat Papst Benedikt XVI. einem nachkonziliaren Klischee ein Ende gemacht erschienen ist, und einen Beitrag Muschaleks Die Rehabilitierung der Alten Messe durch Benedikt XVI. Kann es eine Wende für die Kirche geben?, der als Vorabdruck im Forum Katholische Theologie Heft 4/2007 veröffentlicht wurde. Daraus bringen wir hier einen Auszug, der sich mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz befaßt, die ab dem 1. Oktober in Kraft getreten sind.

Die Leitlinien sind in Wirklichkeit doch Ausführungsbestimmungen. Sie schränken die Festsetzungen des Motu proprio an einigen Punkten merklich ein. Den Beginn bilden zwei lapidare Sätze, die die Wiederbelebung der Alten Messe deutlich erschweren oder verhindern können. Es heißt da, daß „die Zulassung der außerordentlichen Form ... nicht bestehende Spannungen verstärken oder gar neue Spaltungen hervorrufen (darf)“. Wie aber, wenn es auch heilsame Spannungen gibt, die durch die Zuwendung zu einem vergessenen Schatz entstehen, einem Schatz, der von manchen nicht als Schatz, sondern als Last, Streitobjekt, Bedrohung angesehen wird? Darüber wird am Schluß dieser Überlegungen noch zu sprechen sein. Es ist also so: wenn in einer Gemeinde durch die Einführung der Alten Messe bei einigen Gemeindemitgliedern Unruhe und Widerstand entstehen würde, darf sie nicht eingeführt werden. Da es aber bekannt ist, daß kaum eine Pfarrgemeinde in Deutschland existiert, in der es nicht auch Widerstand gegen diese Änderung gibt, ist die Einführung der alten Liturgieform damit unterbunden. Es ist dann sichergestellt, daß die Alte Messe aus ihrer Winkelexistenz nicht heraustreten wird. Die Intention des Motu proprio und des päpstlichen Briefes an die Bischöfe ist dies sicher nicht.

Die neue Regelung soll der Versöhnung dienen. Ja. Ist es aber Versöhnung, wenn die alte Form, die mehr als 15 Jahrhunderte Liturgie der Kirche war, jetzt bei ihrem Wiedereintritt in die Kirche mißtrauisch oder auch feindselig vor den Toren gehalten wird? Wenn der ganze Friedenswille darauf ausgeht, sich nicht stören zu lassen – „stört mir meine Kreise nicht“? Darf sie erst eintreten, wenn gesichert ist, daß sich an den Kreisen der erneuerten Liturgie nichts ändert, nicht einmal durch Zusammenrücken ein kleiner Raum für die Alte Messe geschaffen wird? Heißt das, daß nur dann das Motu proprio in Kraft treten kann, wenn überall versöhnte Einheit und Zustimmung, auch beim Neueintritt dieser Liturgie herrscht? Das wird mindestens für die erste Zeit sicher nicht so sein können. Wenn die Wiedereinführung der Alten Messe unter diese Regelung gestellt wird, ist sie jetzt schon gescheitert.

Der zweite lapidare Satz, der die Möglichkeiten, die das Motu proprio eröffnet hat, wieder einschränkt, ist die Festsetzung: „Die Pfarrgottesdienste werden in der ordentlichen Form gefeiert“. Es folgt zwar die Erlaubnis, daß „an Sonntagen eine Messe in der außerordentlichen Form hinzutreten, nicht jedoch die Messe in der ordentlichen Form ersetzen (kann)“. Diese Einschränkung geht über den Text des Motu proprio hinaus. In den Leitlinien wird verwiesen auf Art. 5 Paragraph 2 des Motu proprio. Dort wird aber gesagt, daß die Messe in dieser alten Form an Wochentagen und auch an Sonntagen und Festen gefeiert werden kann, an Wochentagen unbeschränkt, an Sonntagen und Festen darf eine Messe unter den Pfarrgottesdiensten diese Form haben. Nichts wird hier gesagt, daß sie nicht an die Stelle einer bisherigen Messe im erneuerten Ritus treten dürfte. Wenn es aber eine zusätzliche Messe sein muß, wird dies angesichts des Priester- und Gläubigenmangels schwer möglich sein.

Man muß sich überhaupt fragen, wie es möglich ist, der Alten Messe den Zutritt zum Sonntag und seinem Gottesdienstvormittag deutlich zu erschweren. Die alte Form der Messe, nach Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils sicher völlig gleichberechtigt neben der neuen Form, muß sich mit einem Aschenputteldasein neben der etablierten Form begnügen. Sie muß zufrieden sein, in einer Ecke, die noch leer ist, Unterschlupf zu finden. Als gleichberechtigte Schwester wird sie nicht (schon gar nicht mit Freuden) in die Gottesdienstordnung des Sonntags aufgenommen. Der Beobachter dessen, was vor sich geht, fragt sich, warum nicht (mit demselben oder größerem Recht) ein Bekenntnis zu der Gültigkeit, Rechtmäßigkeit, zu der gleichen Würde der Alten Messe von Gläubigen und Priestern verlangt wird?


Was die Präsenz des klassischen Ritus für die Kirche bedeutet

Von Robert Spaemann

Aus der unvergeßlichen Rede, die Prof. Dr. Robert Spaemann 1994 auf der Tagung von “Pro Missa Tridentina” in Frankfurt gehalten hat und die in dem oben erwähnten Buch von Georg Muschalek enthalten ist, bringen wir folgenden Auszug. Nachdem Spaemann die Diskriminierung derer, die das päpstliche Entgegenkommen im Motu Proprio “Ecclesia Dei” in Anspruch nehmen wollten, geschildert hat, führt er über die kirchliche Bedeutung der überlieferten Liturgie aus:

Wenn wir in dieser Situation die Präsenz des klassischen römischen Ritus in der Katholischen Kirche für lebensnotwendig halten, so vor allem aus folgenden Gründen:

Erstens: Die geschichtliche Identität der Kirche finden

Der Ritus ist im Wesentlichen anderthalb Jahrtausende alt und hat sich von der apostolischen Zeit bis heute in Schritten entwickelt, die an die unmerklichen Schritte der natürlichen Evolution erinnern. Für seine Bewahrung gibt es deshalb überhaupt keine spezielle inhaltliche Begründungspflicht, zumal das Trienter Konzil seine dogmatische Untadeligkeit in den Rang eines Glaubenssatzes erhoben hat. Es ist ein großes Mißverständnis, die Frage der Ehrwürdigkeit des Alters einer Lebensform nur als psychologisches Problem zu sehen. So hört man immer wieder die Meinung, nur alte Menschen, die in diesem Ritus aufgewachsen sind, hätten allenfalls einen Anspruch auf ihn. Jüngere, die den alten Ritus jetzt erst kennengelernt haben, müßten dagegen von ihm ferngehalten werden. Am besten sollten sie ihn gar nicht kennenlernen. Aber die Bildung geschichtlicher Identität ist ein Prozeß, der sich nicht einfach auf individuelle Biographien abbilden läßt. Auch in der profanen Geschichte können wir beobachten, wie es oft gerade eine junge Generation ist, die eine geschichtliche Lebensform erneuert, in der sie ihre eigenen Wurzeln entdeckt, eine Lebensform, die von der älteren Generation bereits preisgegeben war. Es ist ja nicht von ungefähr, daß die Priester und Mönche, die sich der alten Liturgie zuwenden, in der Regel jung sind und daß es Menschen, vor allem Priester, der älteren Generation, sind, die diese Entdeckungen und Erneuerung oft geradezu erbittert zu verhindern suchen. Wir können in der heutigen Unterdrückung der klassischen Liturgie Prozesse wiedererkennen, die sich schon oft genug in der Geschichte abgespielt, aber zumindest innerhalb der katholischen Kirche fast immer mit einer Niederlage der Unterdrückungsversuche geendet haben.

Zweitens: Präsenz der Ursprünge gewährleisten

Die Präsenz der klassischen Liturgie hat aber nicht nur Bedeutung für diejenigen, die persönlich an ihr hängen, sondern für die Gesamtkirche, und zwar gerade auch für die Zukunft der neuen Liturgie. Die Liturgiereform hat zu den typischen Symptomen dessen geführt, was die Psychologie „Verdrängung“ nennt. Die Tabuisierung, die Berührungsangst gegenüber einem Ritus, den die Kirche bis vor 25 Jahren unablässig gefeiert hat, hat ja etwas Krankhaftes. Normal wäre doch etwa Folgendes: In jeder Stadt, wo die alte Messe gefeiert wird, würde der Regens des Priesterseminars die Priesteramtskandidaten auffordern, diese Messe öfter zu besuchen und kennenzulernen, weil sie hier unserer eigenen Herkunft lebendig begegnen. Wenn, wie immer wieder gesagt wird, die neue Liturgie nur eine legitime Fortentwicklung der alten wäre, dann wäre ja nichts wünschenswerter als diese Kontinuität deutlich zu machen, die alte Messe kennenzulernen, an ihr sozusagen Maß zu nehmen und in ihr der Gebetsform unserer Väter im Glauben und der meisten unserer Heiligen zu begegnen. Nun ist aber seltsamerweise überall das Gegenteil der Fall. Seminaristen diözesaner Seminare und Assistenten an Theologischen Fakultäten müssen sich heimlich in solche Gottesdienste schleichen und darauf achten, nicht gesehen zu werden. Der Besuch eines Bordells würde leichter verziehen als ein solcher Gottesdienstbesuch. Darin wird offenkundig, daß man an die Legitimität der neuen Liturgie selbst nicht glaubt, sonst benähme man sich nicht wie Putschisten, die an die Macht gekommen sind. Kann aber dann die neue Liturgie eine Zukunft haben? Es gibt keine Zukunft für die Verächter der Herkunft. So wie die Dinge heute liegen, kann erst die anerkannte und geehrte Präsenz des klassischen Ritus den Traditionsbruch heilen, der die neue Liturgie unvermeidlich ins Zwielicht rückt.

Und dabei muß am Anfang endlich Ehrlichkeit stehen. Die Gegner der klassischen Liturgie bedienen sich nämlich, wie ich aus vielen Zitaten belegen kann, einer zwiespältigen und widersprüchlichen Argumentation. Uns gegenüber betonen sie die Kontinuität. Der neue Ritus ist, so sagen sie, der klassische Ritus in verbesserter Form, eine organische Weiterentwicklung, so daß es keinen Grund gibt, die frühere Gestalt perpetuieren zu wollen. Unter ihresgleichen aber, in Fachzeitschriften und so weiter sagen sie genau das Gegenteil, nämlich daß der Novus Ordo Ausdruck einer ganz neuen Meßtheologie sei und im übrigen nur der Anfang eines Weges, der noch viel weiter von der Tradition wegführen müsse. Diese neue Meßtheologie sei die des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mit dem Festhalten am klassischen römischen Ritus schließe man sich aus von dem Weg, den die Kirche mit dem Konzil zu gehen begonnen habe. Diejenigen, die diese Liturgie weiter feiern wollten, seien daher fundamentalistische Sektierer, von denen man sich lieber heute als morgen trennen sollte. Ich muß annehmen, daß diese Leute zu ihresgleichen das sagen, was ihre eigentliche Meinung ist. In diesem Fall allerdings sprechen sie selbst ein vernichtendes Urteil über die neue Liturgie.

Wenn ihr eine ganz neue Meßtheologie zugrunde liegt, dann kann es jedenfalls nicht die des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. Artikel 47 der Liturgiekonstitution lautet: „Unser Erlöser hat beim letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner geliebten Braut, eine Gedächtnisfeier seines Todes und seiner Auferstehung anzuvertrauen, das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird.“ Wenn ein bekannter Liturgiewissenschaftler schreibt, dieser Text steht „in diametralem Gegensatz zum vorkonziliaren Verständnis“, so kann er das nur Leuten erzählen, die diesen Text nicht gelesen oder vom vorkonziliaren Verständnis phantastische Vorstellungen haben. Bestünde allerdings dieser diametrale Gegensatz, so wäre dies, wie gesagt, ein vernichtendes Urteil über das Konzil. Wenn die Bischöfe doch bitte einmal zur Kenntnis nehmen würden, daß nicht wir es sind, die solche Gegensätze aufbauen sondern unsere Gegner!


Verrat am Konzil

Die heute herrschende Vorstellung, das Zweite Vatikanische Konzil habe die “alte Messe” abgeschafft und eine “neue Messe” geschaffen, die völlig neue theologische Vorstellungen über das Wesen der Messe beinhalte, kann leicht widerlegt werden. Dies wird an einem zentralen Satz aus der Dogmatischen Konstitution “Lumen gentium” deutlich, bei der die Rolle des Priesters in der Eucharistiefeier skizziert wird: “Am meisten üben sie ihr heiliges Amt in der eucharistischen Feier oder Versammlung aus, wobei sie in der Person Christi handeln und sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem Opfer ihres Hauptes vereinigen und das einzige Opfer des Neuen Bundes, das Opfer Christi nämlich, der sich ein für allemal dem Vater als unbefleckte Gabe dargebracht hat, im Meßopfer bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und zuwenden.” (...) Schon dieses kurze Zitat zeigt, dass die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils keinen Bruch zum katholischen Eucharistieverständnis darstellt. Wer also unter Berufung auf das Konzil ein anderes Messverständnis propagiert, bei der die Eucharistie ihres Opfercharakters entkleidet und zur bloßen Mahlfeier degradiert wird, übt Verrat am Zweiten Vatikanischen Konzil.

Aus: Peter Christoph Düren, Wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig, in der Tagespost vom 29. Dezember 2012, S. 26.

Kardinal Ratzinger über den Verrat am Konzil


Zur Freigabe der überlieferten Liturgie

Bernward Deneke berichtet über seine erste Begegnung mit der "alten Messe"

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