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Gender als Störfaktor des Materialismus

Von P. Engelbert Recktenwald

Wir sollten dankbarer sein! Nicht immer nur besorgt. Angesichts der Genderideologie sind wir zurecht besorgt. Sie stellt die naturgegebene Zweigeschlechtlichkeit des Menschen in Frage. Aber sie bietet uns auch herrliche Steilvorlagen für Argumente in unvermutetem Zusammenhang.

Ich denke an das Phänomen der Existenz von Transgender-Personen. Diese fühlen sich im falschen Körper geboren. Sie fühlen sich als Frauen, obwohl ihr Körper männlich ist, oder als Männer, obwohl ihr Körper weiblich ist. Das ist ein starkes Argument gegen jene Richtung des Materialismus, die die Existenz eines Ichs mit Bewusstsein und Willensfreiheit leugnet. Eine Vertreterin dieser Richtung ist z.B. Susan Blackmore. Für sie ist es eine Täuschung zu “glauben, es gebe ein bewusstes Ich.” Unser Selbst sei eine Illusion. Solche Anschauungen sind die Folge eines konsequenten Materialismus. Demzufolge kann es gar nichts anderes geben als Materie, und beim Menschen mithin nichts anderes als den Körper. Dann aber gibt es auch kein Ich, das im falschen Körper stecken könnte.

Die Rede vom Ich, das im falschen Körper steckt, setzt gerade jenen Dualismus zwischen Geist und Materie voraus, den der Materialismus so erbittert bekämpft. Eine Geschlechtsumwandlung betrifft dem Materialismus zufolge die einzige Realität des Menschen, die es in ihm gibt, zugunsten einer Täuschung. Das Ich, das diesen Eingriff in den Körper will, ist ja in Wirklichkeit bloß ein “illusorisches Selbst” (Blackmore). Die Illusion gebietet also über die Wirklichkeit.

Natürlich kann man fragen, wer das Subjekt dieser Täuschung sei. Wer täuscht sich da eigentlich? Das Ich kann es nicht sein, denn es ist ja selber die Täuschung. Der Körper kann es auch nicht sein, denn der ist ja gerade das Gegenüber des illusorischen Bewusstseins und Opfer von dessen Ideen, wenn das Bewusstsein unzufrieden mit ihm ist. Eine beliebte Methode, solche Fragen loszuwerden, besteht darin, sie als eine Falle der Grammatik unserer Sprache hinzustellen. So schnell wie diese Fragen wird man aber Transgender-Personen, die über ihren eigenen Körper unglücklich sind, nicht abwimmeln können. Sie bestehen hartnäckig nicht nur auf der Dualität, sondern sogar auf der mangelnden und deshalb herzustellenden Kongruenz zwischen ihrem Körper und ihrem Selbst.

Ein weiterer Bewusstseinsillusionist ist Daniel Dennett. Er ist bekannter als Blackmore, ist neben Dawkins ein Vorreiter des Neuen Atheismus und prominentes Mitglied der Brights. Für ihn ist das Bewusstsein die Benutzerillusion des Gehirns. Das Gehirn, so meint er, ist ein Computer, das Bewusstsein dessen Benutzeroberfläche, die der Komplexitätsreduktion der milliardenfachen neuronalen Vernetzung dient. Ob Roboter Bewusstsein haben können, hängt seiner Meinung nach nur vom Grad ihrer Komplexität ab. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus, dass wir selber im Grunde nichts anderes sind als Roboter, ein Schluss, den Dennett selber ausdrücklich zieht. In diesem Modell könnte man die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper als eine Dysfunktionalität des Gehirns interpretieren, wodurch der Roboter eine ihm selber unzuträgliche Täuschung produziert. Das Transgenderphänomen wäre ein Fehler in der Software, also etwas, das in medizinischer Sprache eine Störung genannt werden kann, nämlich eine Störung der Geschlechtsidentität. Aber gerade eine solche Interpretation wollen die Genderaktivisten zugunsten einer Entpathologisierung der Transsexualität überwinden.

Wie man es also auch dreht und wendet: Genderideologie und Materialismus sind nicht unter einen Hut zu bringen. Atheisten verschiedener Richtungen widerlegen sich oft gegenseitig. Das ist doch etwas Feines. Für diesen Dienst sollten wir dankbar sein, für dieses Phänomen unser Auge schärfen.


Leibvergessenheit

Das Gender-Konzept hat den hohen Preis der Leibvergessenheit. Es wiederholt damit in anderer Absicht einen (deutlich maskulinen) Dualismus, der den Leib als mechanischen Körper sah und ihn vom Ich abspaltete. In der Behauptung vom konstruierten Geschlecht lässt sich diese tief problematische Ausblendung, fast überscharf, erkennen: Aus dem lebendigen Leib wird instrumenteller, werkzeuglicher, stummer Körper. Seine natürliche Symbolik wird nicht fruchtbar, die phänomenale Selbstaussage kastriert. Das Ich kennt keine Fleischwerdung. So gesehen liefert Judith Butler eine erneute Variante einer hartnäckigen Körper-Geist-Spaltung, anstatt ihn aufzuheben, wie sie behauptet.

Aus: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, „Gender light“ auf katholisch?, in: Ambo, Jahrbuch der Hochschule Heiligenkreuz, Band 4, 2019, wieder abgedruckt in Kirche heute, Januar 2020.


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