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Rabbi David Dalin über Pius XII.

Von Markus Carloni

Eine von vielen Stimmen zugunsten von Papst Pius XII. ist Rabbi David Dalin, Professor für Geschichte und Politische Wissenschaften an der Ave Maria Universität in Naples, Florida. Er hat mehrere Bücher im politischen Bereich geschrieben. Im letzten Jahr erschien das Buch mit dem Titel: "The Myth of Hitlers Pope". Ein früher geschriebener Aufsatz über die Wahrheitsfindung über den Holocaust und den Einsatz von Papst Pius XII. für die Juden vor und während des II. Weltkrieges war für den Autor Anstoß, seine historischen Erkenntnisse in einem Buch über jene schwierige Zeit des 20. Jahrhunderts zu veröffentlichen. Seine Forschung über den Holocaust ist gründlich. Dalin gehört zu den führenden Persönlichkeiten in der amerikanisch jüdischen Welt. Schritt für Schritt durchleuchtet er die Werke von Autoren wie James Caroll, Rolf Hochhuth, Garry Wills, John Cornwell, Daniel Goldhagen usw. Er zeigt auf, wie unseriös diese Autoren z.T. recherchierten. Auf der anderen Seite befaßt sich Dalin aber auch mit jenen Persönlichkeiten, die der Wahrheit in der Frage "Katholische Kirche und Holocaust" zum Durchbruch verhalfen, z.B. mit Sir Martin Gilbert, Joseph L. Lichten, Robert M.W. Kempner, Jeno Levai, Richard Breitmann, Roland J. Rychlak, Ralph McInerny, Michele Tagliacozzo, usw. David Dalin kommt zum Schluß, daß die katholische Kirche mehr Judenleben gerettet hat als jede andere religiöse Organisation. Er bestätigt damit die Ausführungen von Pinchas Lapide. In seinem Buch stellt er auch fest, daß es bei den Angriffen gegen Pius XII. vor allem um einen Kampf gegen die Kirche und insbesondere gegen ihre moralischen Vorgaben geht. Dazu wird in gemeiner Weise der Holocaust durch die schlechten Autoren mißbraucht.

Dalin deckt auf, wer Hitler bei der Judenvernichtung tatsächlich in aller Form und über Jahre beiseite gestanden war. Neben anderen Judenhassern war dies Hajj Amin AlHusseini. AlHusseini war der große Mufti von Jerusalem, der Führer der radikalen islamischen Fundamentalisten in Palästina, der Anführer der Massenmörder an den Juden in Hebron im Jahre 1929. AlHusseini war auch ein Freund von Yasser Arafat und er war ein bekennender Freund von Adolf Hitler. Mehrere Male hat er Hitler in Deutschland aufgesucht. AlHusseini unterstützte die Endlösung der Nationalsozialisten. In einem Berliner Archiv wurde eine Photographie von Heinrich Himmler entdeckt. Persönlich hatte Himmler auf das Photo geschrieben: "In Erinnerung an meinen guten Freund Hajj Amin Hussein!" Dalin schreibt, daß "Hitlers Mufti" die Wahrheit und "Hitlers Papst" (so ein Buchtitel) eine Lüge ist.

David Dalin kommt in seinem Buch zum Schluß, daß sich der Papst in Rom vor und während des Krieges unermüdlich einsetzte, um die Juden vor der Vernichtung zu retten. Er macht gegenüber Israel deutlich, daß man Papst Pius XII. jetzt den Ehrentitel eines "Rechtschaffenen unter den Völkern" posthum zuerkennen sollte.
Der Talmud lehrt, daß, wer auch immer ein Menschenleben rettet, ihm dies durch die Heilige Schrift angerechnet wird, als hätte er die ganze Welt gerettet. Mehr als irgendeine führende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts hat Papst Pius XII. das Diktum des Talmud zu seiner Zeit erfüllt, als das Schicksal des europäischen Judentums auf dem Spiel stand. Und David Dalin fügt an: Kein anderer Papst ist von den Juden so sehr gelobt worden - und sie haben sich nicht geirrt. Die Dankbarkeit einer ganzen Generation von Holocaust-Überlebenden belegt es, daß Pius XII. zutiefst und wahrhaft ein rechtschaffener Nichtjude war.

In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, daß der römische Rabbi Zolli, der das Wirken Pius' XII. für die Juden selber miterlebte, sich aus Dankbarkeit gegenüber dem Papst bei seiner Taufe den Namen Eugenio zulegte. Paul Badde hat seinerzeit einen Artikel darüber veröffentlicht.

Etwa 40 Seiten des Buches The Myth of Hitler’s Pope von Rabbi David G. Dalin über Papst Pius XII. sind jetzt bei google einsehbar.


Pius XII., Helfer der Juden

Raymund Fobes: Im Lauf der 1960er Jahre kam es zu einem Umschwung, was die Beurteilung des Papstes [Pius’ XII.] in vielen Medien betrifft, die vor allem auf das Theaterstück “Der Stellvertreter” zurückzuführen ist. Können Sie sich erklären, warum dieses Theaterstück solch eine Wirkung hatte?

Markus Carloni: Die Größe und Schönheit der katholischen Kirche, die unvergeßliche Gestalt des Papstes Pius XII., der durch sein geistliches Engagement die Kirche Christi zu größtem Ansehen brachte, gefiel natürlich bereits in den 50er Jahren noch lange nicht allen Theologen und Laien und erst recht nicht vielen Andersgläubigen. Die ersten dissidenten Religionslehrer waren auszumachen. Sie verhielten sich zwar noch bedeckt. Kritik am Papst gleich nach seinem Tod war nicht möglich, denn zu groß waren die Dankbarkeit und Huldigungen nach dem Hinschied von Eugenio Pacelli. Zu Beginn der 60er Jahre hatten viele Zeitgenossen die unzähligen Dankesbezeugungen von Juden und Nichtjuden offenbar vergessen. Rolf Hochhuth sah seine Zeit herangereift. Am 20. Februar 1963 kam es zur Uraufführung seines Bühnenstücks “Der Stellvertreter” im Theater am Kurfürstendamm. Es war, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die zu bewältigende Vergangenheit einer sehr dunklen Geschichte in Europa wurde zu einem häßlichen Kampf zwischen jenen, die sowieso mit der katholischen Kirche abrechnen wollten und sich dabei einer ungeheuren Geschichtsklitterung bedienten, und jenen, die zunächst etwas Zeit brauchten, um sich einmal die Augen zu reiben, was da an Ungeheuerlichem passiert war. Hochhuth behauptete, er hätte die Geheimarchive im Vatikan besucht. Das stimmt nicht, wie ich von verschiedenen Persönlichkeiten erfahren habe. Es gab von R.H. keine Eingangsregistrierung. Zudem waren die vatikanischen Archive der 30er und 40er Jahre gemäß internationaler Praxis noch verschlossen.

R.F.: Sie selbst hatten Gelegenheit, die langjährige Haushälterin und Vertraute von Papst Pius XII., Schwester Pascalina Lehnert, kennenzulernen. Wie war ihre Beziehung zum Papst, bzw. wie hat sie den Heiligen Vater erlebt - vor allem als Persönlichkeit (Hochhuth hat ja behauptet, Pius XII. sei menschlich eiskalt und machtbesessen gewesen, ein Gerücht, das - leider - von Medien und Presse immer wieder aufgenommen wurde)?

M.C.: Es war eine wunderbare Vorsehung, ein reiner Zufall, als ich um das Jahr 1970 Schwester Pascalina Lehnert auf dem Rorschacherberg treffen durfte. Aus dem dreistündigen Gespräch im “Stella Maris” hoch über dem Bodensee entstand ein Korrespondenzwechsel, der rund 13 Jahre, also bis zu ihrem Tod andauern sollte. Wie oft erzählte oder schrieb sie mir über den mitfühlsamen Nuntius Eugenio Pacelli, den Kardinal und dann Papst Pius XII.! In Bayern erfuhr der Nuntius vor Ort, wie die Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg in einer großen Not war. Der Hunger und die Armut machten in München die Runde. Ohne es jemanden zu sagen, verließ er die Nuntiatur, fuhr mit dem Chauffeur durch die Straßen und verteilte den Leuten Eßwaren und Geld. Auch das war seine Caritas. Er wollte, dass es den Menschen etwas besser geht und dass sie auf diese Weise noch mehr zu Gott fanden. Schwester Pascalina bemerkte diese Nachbarschaftshilfe des päpstlichen Botschafters erst, als sie mit den Mitschwestern das Abendbrot zubereiten wollte und die Vorratskammer in der Küche eine gähnende Leere aufwies.

R.F.: Ein Hauptvorwurf ist immer, daß der Papst zur Judenvernichtung geschwiegen hat. Zum anderen weiß man, daß ein diesbezüglicher Appell der niederländischen Bischöfe zu einer noch größeren und grausameren Judenverfolgung und -vernichtung geführt hat. Wie war das Verhältnis des Papstes zum jüdischen Volk?

M.C.: Ohne zu zögern hat Papst Pius XII. - dort wo er konnte - also z.B. in Rom, in Italien den Juden und anderen Verfolgten ohne nachzufragen geholfen. Die Dankesbezeugungen der Juden in Italien und in der ganzen Welt waren während und nach dem Krieg grenzenlos. Es gibt Bücher mit langen Personenlisten, die den Einsatz des Papstes eindrücklich illustrieren. Wer die verschiedenen Botschaften des Heiligen Vaters kurz vor und während des II. Weltkrieges durchliest, stellt fest, daß alle verantwortlichen Staatsmänner die Aufrufe und die Botschaften deutlich gehört und verstanden haben. Nicht umsonst war die Regierung in Berlin der Meinung, daß die Stimme des Papstes sofort verstummen müsse. Er wurde schon vor 1939 als Judenfreund bezeichnet. Daher war er seit jener Zeit der Feind Nr. 1 der Nationalsozialisten. Berichte von Augenzeugen zeigen auf, wie sehr sich der Heilige Vater um alle verfolgten Menschen gekümmert hat. Der Papst hat oft und persönlich für die von den Nazis Gejagten interveniert, ja er hat sogar für einige jüdische Wissenschaftler, wenn sie ihre Staatsstelle in Rom durch die faschistische Regierung verloren hatten, eine Anstellung im Vatikan organisiert. Wie schon oben erwähnt, waren die Danksagungen der geretteten Juden gegen Ende des Krieges und erst recht nachher sehr groß. Die Juden in Rom errichteten bei der großen Synagoge einen Gedenkstein für Pius XII. in dankbarer Erinnerung für seine große Hilfe in einer schweren Zeit. Ein jüdischer Künstler, der dank des Papstes von den Patres von Don Orione vor der Ermordung in einem Konzentrationslager gerettet wurde, hat eine große Statue der Muttergottes "Maria Salus Populi Romani" in Stein gehauen. Diese wurde am höchsten Punkt auf dem Monte Mario in Rom aufgestellt. Isaia Levi, Senator des damaligen italienischen Königreichs, wurde in letzter Minute von den Schwestern"Maria Bambina" in ihrem Kloster versteckt. Nach dem Krieg hat Senator Levi Papst Pius XII. seine große Villa aus Dankbarkeit geschenkt. Sie wird heute für die Nuntiatur des Heiligen Stuhls in Italien verwendet. Auf ausdrückliche Anweisung des Heiligen Vaters öffneten sich 95 Frauen- und 55 Männerklöster allein in Rom, um verfolgte Juden und andere verfolgte Gruppen aufzunehmen. Die Listen der Namen und die Zahl der Geretteten sind z.T. vorhanden. Es sind noch lange nicht alle.

Aus dem Interview Papst Pius XII., ein unerschrockener, menschenfreundlicher und weiser Diener Gottes, das Raymund Fobes mit Markus Carloni führte, dem Zentralsekretär der schweizerischen Pro Ecclesia, veröffentlicht in der Katholischen Wochenzeitung vom 18. April 2008.


Das blamable Schweigen der deutschen Presse

"Es steht zu hoffen, dass die jüngsten Enthüllungen eine Debatte nach sich ziehen werden", schrieb am 24. Februar 2007 der aus Rumänien stammende Richard Wagner in der NZZ. Mit den Enthüllungen meinte er den Artikel, den der ehemalige rumänische Doppelagent Ion Mihai Pacepa am 25. Januar 2007 in der "National Review" (hier die deutsche Übersetzung) veröffentlichte und in dem er beschreibt, wie das Stück Rolf Hochhuths "Der Stellvertreter", in dem Papst Pius XII. als egoistischer, gefühlskalter Schweiger gegenüber dem jüdischen Leid verleumdet wird, Teil einer Desinformationskampagne des KGB namens "Seat 12" war.

Doch diese Debatte hat bis heute nicht stattgefunden. Auch die in Wien erscheinende Tageszeitung "Die Presse" wunderte sich in einem Artikel vom 21. Februar über das Schweigen der deutschen Presse. "Das deutsche Feuilleton, sonst so debattenfreudig, griff die Frage nicht auf", heißt es darin. "Ist es das Schweigen der Scham?", fragt Autorin Anne-Catherine Simon weiter: "Weil hier an eine Kampagne erinnert wird, die mit der Wirklichkeit des Zweiten Weltkriegs wenig, mit der damaligen Gegenwart umso mehr zu tun hatte? Alle maßgeblichen Medien stimmten in die plötzliche Erkenntnis der Ungeheuerlichkeit des päpstlichen ‘Schweigens zu Auschwitz' ein, unbeirrt von den Protesten protestantischer Bischöfe oder des jüdischen Gelehrten Pinchas Lapide, der errechnete, dass Pius XII. mindestens 700.000 Juden das Leben gerettet hätte."

Eine solche Scham würde der deutschen Presse immerhin zur Ehre gereichen. Doch daß Scham nicht der Beweggrund sein kann, geht aus der Tatsache hervor, daß sich ein Teil von ihr in den letzten Tagen nicht zu schade war, die neueren ungeheuerlichen Vorwürfe Hochhuts gegen Pius XII. als "satanischem Feigling" zu kolportieren und gleichzeitig den Leser weiterhin über das belastende Material gegen Hochhuth in Unkenntnis zu lassen. Man unterläßt auch jedes kritische Nachfragen gegenüber Hochhuth, z.B. nach seinen Quellen, über die er seit 40 Jahren schweigt. Wagner meint in der NZZ: "Hochhuths ‘Stellvertreter' ist nicht seriöser als seine weiteren Stücke, sei es der Text über Churchill, der die obskure These vertritt, dieser habe ein Attentat auf seinen polnischen Verbündeten Sikorski angeordnet, oder die grotesken politischen Tiraden in ‘Wessis in Weimar'. Nur: Die Thesen über den Vatikan wollte man immer schon gerne glauben."

Der Historiker Michael F. Feldkamp ist in einem Artikel "Hochhuths Quellen" (Vatican-Magazin 3/2007) zu dem Ergebnis gekommen, Pacepa sei glaubwürdig. "Nicht erst seit dem Fall der Berliner Mauer ist die umfassende Infiltration westdeutscher Journalisten und ihrer Belieferung mit Aktenfälschungen durch KGB und die Staatssicherheit der DDR offenbar geworden. Der Bericht von Pacepa passt wie ein fehlendes Puzzleteil in die unsägliche Geschichte der Diskreditierung der katholischen Kirche und ihres Oberhauptes durch kommunistische Propaganda und Desinformation und muss als glaubhaft eingestuft werden."

25. Januar 2008: Ein Jahr später:
Heute vor einem Jahr, am 25. Januar 2007, veröffentlichte der ehemalige rumänische Geheimdienst-General Ion Mihai Pacepa in der renommierten National-Review im Artikel “Moscow’s Assault on the Vatican. The KGB made corrupting the Church a priority” seine Enthüllungen über die Hintergründe von Rolf Hochhuths Stück “Der Stellvertreter”. In einem Beitrag auf kath-info (s.o.) hatte ich darauf hingewiesen (mit Link auf den Originalartikel), ebenso wie auf die Verwunderung, die das Schweigen der deutschen Presse in Österreich und der Schweiz hervorrief. Im Großen und Ganzen ist es, mit wenigen Ausnahmen, bei diesem Schweigen geblieben. Zuletzt hat am 29. November 2007 Simon Rosenbauer das Thema in seinem Blog aufgegriffen und u.a. ausgeführt: “In der, von Nikita Chruschtschow angeordneten, Operation ‘Seat 12' zur ‘Untergrabung der moralischen Autorität des Vatikans in Westeuropa’, habe man
[laut Pacepa] Hochhuth ‘leicht veränderte’ Informationen zukommen lassen. In einem Spiegel-Interview stritt Rolf Hochhuth eine Zusammenarbeit mit dem KGB ab, wollte sich aber auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht zu seinen Quellen äußern. Dass ‘Der Stellvertreter’ im Pflichtprogramm aller sowjetischer Theaterhäuser stand, verhärtet den Verdacht jedoch.”

Chaim Noll über den Fall Rolf Hochhuth:

“Der Berliner Historiker Michael Feldmann belegte in seinem im Jahre 2000 erschienenen Buch ‘Pius XII. und Deutschland’ Zusammenhänge zwischen Hochhuths Stück und der sowjetischen Propaganda jener Jahre, die gezielt gegen Pius und die Institution des Papsttums gerichtet war (...) Die im Januar 2007 in der amerikanischen Zeitschrift ‘National Review’ veröffentlichten Erinnerungen eines ehemaligen rumänischen Securitate-Generals Pacepa (unter dem Titel ‘Moskaus Anschlag auf den Vatikan’) behaupten sogar, der sowjetische Geheimdienst hätte eine gezielte Zersetzungs-Kampagne gegen Pius koordiniert, mit dem Ziel, ‘die moralische Autorität des Vatikan in Westeuropa zu untergraben.’ Die Veröffentlichung sorgte weltweit für Aufsehen, mit Ausnahme des Landes, in dem 1963 Hochhuths Stück erschienen war. In der Wiener Tageszeitung ‘Die Presse’ konstatierte Anne-Cathrin Simon am 21. Februar 2008 [2007!] ein neues Schweigen: keins des Papstes, sondern der deutschen Medien.”

Der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll in seinen Artikel Papst am Pranger. Zum 50. Todestag von Pius XII.: Die schwarze Legende zum schweigenden Pontifex, in: Komma Nr. 52 / 2008, S. 68-72. Pacepa behauptete, dass Hochhuths Theaterstück ein Teil der Strategie des kommunistischen Geheimdienstes gewesen sei.


Der Feind der Nazis
“Daß im Vatikan ein Feind sitzt, hat man im nationalsozialistischen Berlin schon sehr bald verstanden, eigentlich schon während der Verhandlungen im Anschluß an das Reichskonkordat 1933, die schließlich gescheitert sind. Pius XII. hat immer wieder gegen die Politik der Nazis Stellung bezogen, so auch in seiner berühmten Weihnachtsansprache von 1942. Es gibt eine Analyse dieser Ansprache aus dem Reichssicherheitshauptamt vom Januar 1943, aus der klar hervorgeht, daß die Diagnose in Berlin lautete: Im Vatikan sitzt ein erbitterter Feind des Nationalsozialismus, der sogar Partei für die Juden ergreift. Das ist ein deutlicher Beweis dafür, daß die Worte Pius XII. richtig verstanden wurden, auch wenn er die Juden in seiner Ansprache nicht wörtlich nannte, sondern von den ‘wegen ihrer Herkunft Verfolgten’ sprach.”
Der Historiker Thomas Brechenmacher, Vorstandsmitglied der “Forschungsstelle deutsch-jüdische Zeitgeschichte e.V.”, im Interview mit dem PUR-Magazin, Juli/August 2007, S.19.


Pius XII.: Ein Vertreter der katholischen Widerstandsbewegung

“Als Nuntius in Deutschland, als Staatssekretär und später als Papst hat Pius XII stets Hitler und die Nationalsozialisten als die schlimmste Gefahr für Deutschland und die Welt herausgestellt. Cornwell stellt Pacellis Verurteilungen des Nationalsozialismus, die dieser in Lourdes, Lisieux, Paris und Budapest aussprach, wo er päpstlicher Legat war, als geringfügig dar, beziehungsweise, was wichtiger ist, er unterschlägt sie zum Teil ganz. Als Pacelli zum Papst gewählt war, sah die »Berliner Morgenpost«, das Organ der nationalsozialistischen Bewegung, in ihm einen Feind Deutschlands. Seine Abneigung für den Nationalsozialismus war so gut bekannt, daß die Wochenschrift der Kommunistischen Internationalen, »La Correspondance Internationale« schrieb, »daß die Kardinäle, indem sie Pacelli in die Nachfolge beriefen, eine demonstrative Geste setzten. Denn Pacelli war derjenige, der energischen Widerstand gegen die totalitären, auf die Beseitigung der katholischen Kirche gerichteten Ideen der Faschisten an den Tag legte und der Pius XI. engster Mitarbeiter war. Damit setzten sie einen Vertreter der katholischen Widerstandsbewegung als Haupt der Kirche ein.« Ganz zu schweigen von der gegen die Nationalsozialisten geschriebenen Enzyklika »Mit Brennender Sorge«. Es genügt, die Entwürfe zu lesen, nicht nur um zu bekräftigen, daß Pacelli einer der Autoren war, sondern auch (um festzustellen) daß der Originaltext Hinzufügungen in seiner eigenen Handschrift enthält.
Warum werden nicht die Berichte der Gestapo gegen die katholische Kirche den Lesern bekanntgemacht. Warum zitiert man nicht die zeitgenössischen Zeitungsartikel aus den USA, aus England, Frankreich und den Niederlanden, die über den Widerstand Pius XII gegen die Nationalsozialisten berichteten. In den kürzlich vom britischen Außenministerium geöffneten Archiven kann man lesen, daß Pius XII in Kontakt mit den deutschen Generälen stand, die Hitler stürzen wollten. Tatsächlich war es Pacelli, der den Vorschlag der deutschen Generäle, die dem nationalsozialistischen Regime ein Ende bereiten wollten, nach London übermittelte. Ich möchte auf das verschwiegene Zeugnis von Dr. Robert Kempner (USA), ehemals stellvertretender Chefankläger beim Nürnberger Prozeß, hinweisen, der sich mit Kriegsverbrechen befaßte. Nachdem er die Dokumente der Geheimdienste und Hitlers Außenministeriums studiert hatte, zeigte Kempner, daß Pius XII und die Katholische Kirche eine große Anzahl von Protesten sowohl direkt und indirekt, auf diplomatischem Weg und öffentlich, geheim und offen vorgebracht hatten, auf die von den Nationalsozialisten nie geantwortet worden ist. Kempner verteidigte eindrucksvoll die Rolle und den Einsatz Pius XII zum Wohl der Menschen.”

Peter Gumpel in einem Interview mit der Kirchlichen Umschau vom November 2000.


Der stille Retter

Der stille Retter heißt die neueste Ausgabe von PUR spezial (3/2008), die Papst Pius XII. zu dessen 50. Todestag gewidmet ist. Das hervorragende Heft tritt der Verleumdung des Papstes durch Rolf Hochhuth & Co. entgegen und verdient weiteste Verbreitung. Hefte zum Verbreiten können beim PUR Magazin bestellt werden.

Golda Meir über Pius XII.:
“Wir trauern. Wir haben einen Diener des Friedens verloren. Als in dem Jahrzehnt des nationalsozialistischen Terrors unser Volk ein schreckliches Martyrium überkam, hat sich die Stimme des Papstes für die Opfer erhoben.”
Die damalige israelische Außenministerin und spätere Premierministerin Golda Meir (1898 - 1978) in einem Telegramm an den Vatikan anläßlich des Todes von Papst Pius XII. im Jahr 1958, zitiert in Der stille Retter.

Die einsame Stimme:
“In dieser Weihnacht ist der Papst mehr denn je die einsame aufbegehrende Stimme im Schweigen eines Kontinents.”
Die New York Times über die Weihnachtsansprache 1942, in der Papst Pius XII. die nationalsozialistische Verfolgung der Juden anprangerte. Zitiert in Der stille Retter.


Pius XII.: Der verkannte Papst

Hitlers Krieg stürzte Europa ins Desaster. Pius musste Angst um sein Leben haben, noch mehr aber erschütterte ihn die Verschleppung der Juden. Ein Protest der holländischen Bischöfe wurde von den Nazis mit der Deportation von 40.000 Menschen beantwortet. Pius litt schwer darunter, formulierte einen Protest, gab die Handschrift dann aber Pascalina: “Verbrennen Sie diese Bögen, es ist mein Protest gegen die grauenhafte Judenverfolgung. Heute Abend sollte er im Osservatore Romano erscheinen. Aber das würde vielleicht 200.000 Menschenleben kosten. Das darf und kann ich nicht verantworten. So ist es besser, in der Öffentlichkeit zu schweigen und für diese armen Menschen wie bisher in der Stille alles zu tun, was möglich ist.”
Dieses Schweigen sollte ihm später heftig vorgeworfen werden. Ähnlich wie bei Wiens Erzbischof Kardinal Innitzer wird oft übersehen, welche Anstrengungen zur Rettung der Juden und zur Linderung ihrer Leiden unternommen wurden. So übertrug Pius seiner unentbehrlichen Managerin die Leitung der “Pontificio Commissione Di Assistenza”, ein international agierendes päpstliches Hilfswerk.

Aus einem Artikel von Prof. Hans-Werner Scheidl in der Wiener Tageszeitung Die Presse vom 13. September 2008 über die Haushälterin Papst Pius’ XII. Schwester Pascalina.


Legendenende

“Was das Reichskonkordat und seine Vorgeschichte angeht, so können nach Wolfs sorgfältigen Darlegungen einige weitverbreitete Hypothesen ad acta gelegt werden. Weder bei den Entscheidungen der deutschen Bischöfe nach der ‘Machtergreifung’ noch bei der Zustimmung des Zentrums zum Ermächtigungsgesetz, noch beim Konkordatsvorschlag selbst, der von deutscher Seite ausging, war die römische Kurie dirigierend im Hintergrund beteiligt. Ganz im Gegenteil: Der Diplomat Pacelli bedauerte ausdrücklich, dass die Bischöfe die Verurteilung des Nationalsozialismus zurücknahmen, ohne von der Regierung eine Gegenleistung zu verlangen. Die Selbstauflösung des Zentrums, die er aus der Zeitung erfuhr, überraschte und irritierte den päpstlichen Nuntius und nachmaligen Pius XII. ...”

Hans Maier in einer Besprechung des Buches von Hubert Wolf Papst und Teufel. Die Archive des Vatikans und das Dritte Reich, München 2008, erschienen am 13. Oktober 2008 in der NZZ unter dem Titel Verhandeln - “sogar mit dem Teufel in Person”. Hubert Wolf über die Archive des Vatikans und Nazideutschland.


Wäre die Ermordung verhindert oder beschleunigt worden?

“Jede Form von propagandistischer Stellungnahme der Kirche gegen die Hitler-Regierung wäre nicht nur ein selbst verschuldeter Selbstmord gewesen, sondern hätte die Ermordung einer weitaus größeren Zahl von Juden und Priestern nur beschleunigt.”
Das sagte 1964 Robert Kempner, jüdischer Richter und stellvertretender Ankläger in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Die Aussage wurde, wie Guido Horst in der Tagespost vom 13. November 2008 berichtet, von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zitiert, um die Unhaltbarkeit der Vorwürfe Rolf Hochhuths zu dokumentieren, der Papst Pius XII. aus dem Umstand, dass er auf den von Kempner beschriebenen Sachverhalt Rücksicht nahm, einen Strick zu drehen versuchte.


Wenn die Propaganda mächtiger ist als die Wahrheit ...

“Die Bundesregierung bedauert zutiefst, dass in diesem Zusammenhang Angriffe gegen Papst Pius XII. gerichtet worden sind. Der verstorbene Papst hat bei verschiedenen Gelegenheiten seine Stimme gegen die Rassenverfolgung im Dritten Reich erhoben und so viele Juden wie möglich dem Zugriff ihrer Verfolger entzogen. Die Bundesregierung ist sich nach wie vor mit Dankbarkeit der Tatsache bewusst, dass nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes Papst Pius XII. einer der ersten war, der sich tatkräftig für eine Versöhnung zwischen Deutschland und den anderen Völkern eingesetzt hat. Dies macht enie Herabsetzung seines Andenkens gerade von deutscher Seite besondern unverständlich und bedauerlich.”
Mit diesen Worten reagierte die deutsche Bundesregierung am 3. Mai 1963 auf das Theaterstück von Rolf Huchhuth Der Stellvertreter. Guido Horst zitiert diese Stellungnahme in seinem Artikel Der verkannte Papst. Vor fünfzig Jahren starb Pius XII., den man wegen einer Geschichtslüge nicht selig sprechen kann (Komma 52 / 2008). Horst schreibt dann weiter:
“Eugenio Pacelli hätte als großer Retter der Juden in die Geschichte eingehen können, als jemand, der in Rom Deportationen durch die deutschen Besatzer verhinderte, Klöster und kirchliche Einrichtungen für die Verfolgten öffnen ließ, über diplomatische Kanäle den Abtransport der Juden etwa in Rumänien stoppte und ein gewaltiges vatikanisches Hilfswerk für die Notleidenden errichtete, dem er auch sein privates Vermögen (als Sproß einer römischen Adelsfamilie) zur Verfügung stellte. Aber die Macht der Propaganda war stärker.”

Tatsächlich hatte seinerzeit schon der Historiker Konrad Repgen darauf aufmerksam gemacht, dass die Hochschätzung, die Pius XII. bis in die frühen sechziger Jahren allseits - auch auf jüdischer Seite - besaß, nicht etwa aufgrund neuer historischer Kenntnisse kippte, sondern aufgrund eines Theaterstücks, das selektiv mit historischen Fakten umging, unterschwellig bestimmte Wertungen und Motive wie selbstverständlich voraussetzte (“Der Verzicht auf eine feierliche Verurteilung kann nur als Zeichen von Feigheit oder Komplizenschaft gewertet werden”) und damit das Persönlichkeitsbild Pius’ XII. entgegen allem, was wir aus sicheren Quellen und Zeugnissen von Zeitgenossen von ihm wissen, verzerrte.


Pius XII.: Verschwörung gegen Hitler

Das Vatican-Magazin bringt in seiner Oktoberausgabe (S. 24 - 27) einen Bericht über eine Verschwörung zum Sturz Adolf Hitlers, an der Papst Pius XII. mitwirkte. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Buch von Michael Hesemann Der Papst, der Hitler trotzte (Augsburg 2008).

Diese Verschwörung datiert ins Jahr 1939. Der Kreis der Beteiligten deckt sich teilweise mit dem Kreis der Männer um den 20. Juli 1944: Admiral Wilhelm Franz Canaris (der Chef der Abwehr), Generalmajor Hans Oster, Generaloberst Ludwig Beck u.a. Der wichtigste Verbindungsmann zum Vatikan war der katholische Rechtsanwalt Dr. Joseph Müller, der über die Mittelsmänner Monsignore Johann Schönhöffer und Monsignore Ludwig Kaas den Kontakt zum päpstlichen Privatsekretär Robert Leiber SJ und damit zum Papst herstellte.

Die Verschwörer brauchten den Papst als Vermittler zu England, um von der Regierung Chamberlain die Zusicherung zu erhalten, dass die Westmächte im Falle des Staatsstreichs “keinen Vorteil aus der Verwundbarkeit Deutschlands ziehen würden”, sondern zum Frieden bereit seien und die neue Regierung, die unter Ludwig Beck geplant war, anerkennen würden.

“Als Pius XII. durch Pater Leiber über die Pläne unterrichtet wurde, erbat er sich eine Nacht Bedenkzeit, dann sagte er zu. Es war die riskanteste Entscheidung seines Pontifkats (...) Tatsächlich wären die Folgen fürchterlich gewesen, hätte Hitler von dem Plan der Verschwörer und der Beteiligung des Papstes erfahren. Das Konkordat wäre aufgekündigt, die katholische Hierarchie an die Wand gestellt worden” (Hesemann).

Auch wenn es schließlich nicht zum geplanten Staatsstreich kam, dokumentiert dieser Fall die entschlossene Gegnerschaft von Papst Pius XII. gegen Adolf Hitler. Der Historiker Erich Kosthorst urteilt: “Wenn der Papst naheliegende starke Bedenken beiseite schob und durch das Gewicht seiner Autorität der deutschen Opposition damals eine Legitimation gab, wie sie besser nicht möglich war, dann war das eine staatsmännische Tat hohen Ranges.” Und Harold Deutsch, einer der besten Kenner der Materie bewundert die Tat Pius' als "eines der erstaunlichsten Ereignisse in der modernen Geschichte des Papsttums." Gleichzeitig gehört diese Tat zu den vielen Fakten, die den diffamierenden Charakter von Rolf Hochhuths Theaterstück Der Stellvertreter dokumentieren, das den Papst als Feigling darstellt.


Der Kontrast zu Pius XII.

Es lohnt sich, dem Engagement Papst Pius XII. für die Rettung der Juden die Hilfsaktionen anderer Nationen und humanitärer Organisationen gegenüberzustellen:

  • Ab 1942 brachte die Schweiz alle Juden, denen es gelungen war, in die Schweiz zu fliehen, an die dt. Grenze zurück und überließ sie dort einem (todsicheren) Schicksal.

  • Das internationale Rote Kreuz mit Sitz in der neutralen Schweiz lehnte einen offiziellen Protest gegen die Judenvernichtung ab, um nicht die eigene Existenz zu gefährden.

  • Kanada erlaubte 1941 weniger Einreisen von Flüchtlingen als 1931.

  • Die USA und England lehnten es 1943 ab, mit Deutschland über die Freigabe der Juden aus Europa zu verhandeln, die eigenen Einwanderungsgesetze zu liberalisieren, oder den Versand von Lebensmitteln in die Juden-Gettos auch nur zu empfehlen.

  • Ein Schiff mit 900 Flüchtlingen aus Hamburg (1939) lief 11 Länder an, die sich alle weigerten, die bedrohten Menschen aufzunehmen. Für viele bedeutete der Rücktransport den sicheren Tod. Der Dampfer „Struma“ sank mit 769 Juden, nachdem Palästina (von England verwaltet) und die Türkei ein Einlaufen in den Hafen untersagt hatten.

Diese Angaben sind wörtlich dieser Quelle entnommen. Vergleicht man sie mit den Rettungsmaßnahmen Pius' XII. zugunsten der Juden, wird das ganze Ausmaß der Ungerechtigkeit deutlich, die man ihm mit Vorwürfen à la Hochhuth antut.


Jüdische Dankesschuld gegenüber Pius XII.

“Das Judentum hat Pius XII. gegenüber eine große Dankesschuld. Bände könnten über seine vielfältige Hilfe geschrieben werden. Kein Held der Geschichte hat ein tapfereres und stärker bekämpftes Heer angeführt als Pius XII. im Namen der christlichen Nächstenliebe. Das außergewöhnliche Werk der Kirche für die Juden Roms ist nur ein Beispiel der ungeheuren Hilfe, die von Pius XII. und den Katholiken in aller Welt mit einem Geist unvergleichlicher Menschlichkeit und christlicher Liebe geleistet wurde.”

Israel Zolli, Oberrabbiner in Rom während des Zweiten Weltkriegs, in seinem Tagebuch 1945.

Weitere Infos über Rabbi Zolli


Gerechtigkeit für Pius XII.

“Mit dem Seligsprechungsverfahren [für Papst Pius XII.] befassen wir uns überhaupt nicht und haben auch immer wieder darauf hingewiesen. Es ist daher vollkommen unwahr, Pave the Way kirchenpolitische Ambitionen zu unterstellen und uns einen ‘Einsatz für die Seligsprechung Pius XII.’ (Walter Homolka) nachzusagen. Unser Ziel ist es, möglichst umfassend über sein Pontifikat zu informieren. Auf diese Weise wollen wir uns auf der jüdischen Seite der Verantwortung gegenüber einem Mann stellen, der mehr Angehörige unseres Volkes gerettet hat als alle Spitzenpolitiker seiner Zeit zusammengenommen und nach wie vor dämonisiert wird. Dass Pius XII. mit Blick auf seine Politik gegenüber dem nationalsozialistischen Regime bis heute ungerechter Kritik ausgesetzt ist, betrachte ich als jüdische Schande.”

Der Jude Gary Krupp im Interview mit Regina Einig von der Tagespost, erschienen in der Ausgabe vom 5. Mai 2009. Gary Krupp hat ist Gründer der Stiftung Pave the Way. Wegen seiner Verdienste zugunsten des israelischen Staates und des jüdischen Volkes erhielt er am 12. September 2002 vom Jewish National Fund die Auszeichnung Centennial Tree of Life (“Hundertjähriger Baum des Lebens”).


Geschichtsfälschung in Yad Vashem?

"Der berühmteste jüdische Holocaust-Forscher, Sir Martin Gilbert, hat der Direktion von Yad Vashem klar gesagt, dass jeder einzelne Satz dieses Bildtextes [zu Papst Pius XII.] eine Geschichtsfälschung ist. Und es ist ein schwerer logischer Fehler. In Yad Vashem sagt man, solange man nicht alle Dokumente im Geheimarchiv des Vatikans studiert habe, könne man sich kein abschließendes Urteil bilden. Andererseits haben sie eine scharfe Verurteilung ausgesprochen. Wie geht das zusammen?"

Peter Gumpel SJ im Interview mit Guido Horst in der Tagespost vom 16. Mai 2009


Wirksame Judenhilfe

2001 erschien das vom Historiker Antonio Gaspari verfasste Werk “Die von Pius XII. geretteten Juden”. Dieses enthält ein Verzeichnis von 150 Ordensgemeinschaften, die auf Veranlassung des Vatikans Tausende von Juden in ihren Niederlassungen versteckten und so vor der Deportation retteten. Der damalige Oberrabbiner von Rom, Israele Zolli, lernte bei seinen Kontakten mit dem Vatikan den Pacelli-Papst in besonderer Weise schätzen. Im Oktober 1944 gab er sein Amt auf und konvertierte zum katholischen Glauben. Bei seiner Taufe am 13. Februar 1945 wähte er den Namen Eugenio, dies in dankbarer Erinnerung an den Taufnamen des Pacelli-Papstes.

Aus: Traugott Voegeli-Tschirky , Zum Tugendgrad von Papst Pius XII., in: Schweizerisches Katholisches Sonntagsblatt vom 17. Januar 2010.


Pius XII. und die Juden: Setzt sich die Wahrheit durch?

Der Nachrichtendienst H2Onews hat eine Videodokumentation veröffentlicht, die über ein geheimes Netzwerk berichtet, das Papst Pius XII. errichtet hatte, um Juden vor dem Zugriff der Nazis zu retten. Unter anderem arbeiteten zwölf Priester darin mit. Tausenden Juden konnte mit Hilfe des Raphaels-Vereins durch Hilfe zur Flucht das Leben gerettet werden.

  • Markus Schmitt hat in seiner Schrift Das ‚Schweigen’ Pius’ XII. zur Judenverfolgung im Spiegel von Selbstzeugnissen und Äußerungen seiner Mitarbeiter und Vertrauten (76 Seiten) knapp und übersichtlich die Hilfsmaßnahmen Pius’ XII. für verfolgte Juden dokumentiert, für welches dieser sein ganzes Privatvermögen einsetzte, und setzt sich mit dem Vorwurf des Schweigens auseinander.
  • In einer CD Dunkle Wolken über Rom, die im Verlag Petra Kehl erschienen ist, schildert der Vatikanexperte Ulrich Nersinger die zahlreichen Hilfsmaßnahmen, mit denen die Kirche unter Pius XII. auf die Judenverfolgung reagiert. Die Kirche war die einzige Institution, die den Juden in großem Ausmaß geholfen hatte.
  • Der jüdische Philosoph Bernard-Henri Levy hat in der Huffington Post, in El Pais und in der FAZ vom 28. Januar 2010 Papst Pius XII. gegen Rolf Hochhuth und die heute immer noch grassierende Diffamierung verteidigt und geschrieben: “Pius XII. sorgte aber nicht nur im Stillen dafür, dass den verfolgten römischen Juden die Klöster offenstanden, er hielt auch wichtige Rundfunkansprachen, die ihm später die Anerkennung Golda Meirs einbrachten, die erklärte: 'In den zehn Jahren des Naziterrors, als unser Volk ein fürchterliches Martyrium durchlebte, hat der Papst seine Stimme erhoben, um die Henker zu verurteilen.' Die ganze Welt schwieg über die Schoa, und da will man nahezu die gesamte Verantwortung für dieses Schweigen auf die Schultern des Souveräns legen, der weder Kanonen noch Flugzeuge zur Verfügung hatte; der sich zweitens bemühte, seine Informationen mit denen zu teilen, die solche Waffen hatten, und drittens der in Rom und anderswo eine große Zahl derer zu retten vermochte, für die er die moralische Verantwortung trug.”
  • Der jüdische Historiker und Nazijäger Serge Klarsfeld hat die Hilfsmaßnahmen Pius’ XII. für die Juden gewürdigt und nimmt keinen Anstoß an einer möglichen Seligsprechung des Papstes. In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Point vom 24. Dezember 2009 sagte er u.a.: “N’occultons pas que Pie XII a eu des gestes discrets et efficaces pour aider les juifs. Citons par exemple ce qui s’est passé à Rome. Un millier de juifs ont été arrêtés lors d’une rafle-surprise. Pie XII n’a pas protesté à voix haute, mais il a demandé aux établissements religieux d’ouvrir leurs portes. Résultat : des milliers de juifs ont pu être sauvés. Alors que si Pie XII avait élevé la voix, quelles auraient été les conséquences ? Est-ce que cela aurait changé les choses pour les juifs ? Probablement pas. Déjà, ses déclarations pour défendre les catholiques n’ont pas été entendues puisqu’en Pologne deux millions de catholiques ont été tués. Néanmoins, une prise de parole publique aurait sûrement amélioré la propre réputation de Pie XII aujourd’hui.”
  • Auf diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Historiker Michael Hesemann Alan Posener wegen dessen jüngsten Pöbeleien gegen Papst und Kirche Geschichtsklitterung vorwirft.

Ein Held der Geschichte

“Pius XII. hat äußerst verantwortungsbewusst gehandelt und die richtigen Entscheidungen in einer der schwierigsten Zeiten der Weltgeschichte gefällt.” Dieses Urteil des jüdischen Historikers und Holocaust-Experten Martin Gilbert zitiert Jürgen Liminski in einem bemerkenswerten Artikel, der im FELS (März 2010) unter dem Titel Ein Held der Geschichte. Hochhuths Jünger und die Wirklichkeit. Zur anhaltenden Diskussion um Pius XII. erschienen ist. Er zeigt, wie das weltweit positive und historisch abgesicherte Bild Pius’XII. umgestürzt wurde durch Stuhl 12. Stuhl 12 (Seat 12) war der Codename einer kommunistischen Desinformationskampagne, die den Papst kompromittieren sollte. Als nützlicher Idiot erwies sich nach der Darstellung der von Liminski herangezogenen Studie Michael Hesemanns (Der Papst, der Hitler trotzte - Die Wahrheit über Pius XII., Augsburg 2008) Rolf Hochhuth, der in seinem Theaterstück Der Stellvertreter Realität und Fiktion so geschickt und - mit Hilfe von Kommunisten wie Erwin Piscator - so erfolgreich vermischte, dass “eine theatralische Wahrheit an die Stelle der Wirklichkeit” gesetzt wurde, so dass für viele die Fiktion “einen höheren Glaubwürdigkeitsgrad als die Realität” erreichte (Karl Joseph Hummel). “Das Schweigen der Publizistik [über welches sich schon die österreichischen Tageszeitung Die Presse wunderte] angesichts der erdrückenden Ergebnisse der historischen Forschung über Pius XII. bestätigt nur die Verlegenheit der Ideologen”, die sich als Jünger Hochhuths herausstellen, kommentiert Liminski den Sachverhalt. Zu den Jüngern Hochhuths darf auch Alan Posener gerechnet werden, der nicht davor zurückscheut, die Fiktion Hochhuths als Waffe in seinem Kampf gegen den gegenwärtigen Papst einzusetzen.


Hochhuths Rückzugsgefechte

Was bleibt von den Vorwürfen Rolf Hochhuths gegen Pius XII. angesichts der Wahrheit, die sich immer mehr durchsetzt und durch den im November 2010 von der ARD ausgestrahlten Spielfilm Pius XII. einem Millionenpublikum nähergebracht wurde, nämlich der Wahrheit, dass Pius XII. nach dem Motto handelte "Retten statt Reden", wie es der Historiker Karl-Joseph Hummel ausdrückte. Darüber gibt uns ein Interview Auskunft, das Alan Posener von der Welt mit Hochhuth über den Film führte.

Hochhuth befindet sich in der peinlichen Lage, dem Film keine Verfälschung der Geschichte vorwerfen zu können. Angesichts der Interventionen des Papstes zugunsten der verfolgten Juden reduziert sich der Vorwurf des Schweigens auf den Umstand, dass der Papst das Wort “Jude” nicht benutzt habe. Und angesichts der Rettung unzähliger Juden durch den Papst verlegt sich Hochhuth auf die völlig unwahrscheinliche Spekulation, der Papst habe “mit seiner Stimme Hitler bremsen können beim Holocaust.”

Und dann folgt die entlarvende Aussage: “Wäre es zu einem Zusammenstoß zwischen der deutschen Besatzungsmacht und Pius wegen des Abtransports der Juden gekommen, hätte er damit die Kirche auf einen seit dem Mittelalter nicht gekannten Höhepunkt gebracht. Die ganze Welt hätte dem Vatikan zu Füßen gelegen. Mit Recht.”
Hochhuth vermisst also einen gewaltigen Showeffekt, durch den sich die Kirche öffentlich als Widersacher der deutschen Besatzungsmacht hätte profilieren können. Dass dies das Leben Zigtausender Unschuldiger, Juden wie Katholiken, und die Vereitelung aller von der Kirche tatsächlich durchgeführten Rettungsaktionen bedeutet hätte, verschweigt Hochhuth. Hätte Pius XII. damals so gehandelt, wären sofort Hunderte von Hochhuths aufgestanden und hätten dem Papst vorgeworfen, um des Prestiges der Kirche willen unzählige Menschenleben geopfert zu haben. Nur hätten diese Hochhuths mit ihrer Kritik Recht gehabt. Dass der echte Rolf Hochhuth angesichts der historischen Faktenlage an seiner Verurteilung des Papstes festhält, läßt sich vielleicht nur noch mit einem von ihm selbst benutzten Wort charakterisieren: ekelhaft.


Pius XII.: Klaus Kühlwein und die Legende

Kaum ist durch die ARD-Dokumentation Pius XII. das falsche Bild eines dem Leid der Juden gegenüber gleichgültigen oder gar mit dem NS-Regime sympathisierenden Papstes, das Rolf Hochhuth mit seinem “Stellvertreter” über Pius XII. in die Welt gesetzt hatte, einigermaßen korrigiert worden, indem etwa die päpstlichen Rettungsaktionen für die verfolgten Juden gezeigt wurden (wir berichteten), titelt die Frankfurter Rundschau (FR) am 14. Dezember 2010 einen Artikel mit dem Titel “Die Legende vom Retter der Juden.” Michael Hesemann hat auf kath.net darauf geantwortet und wirft dem Artikel bewußte historische Verfälschung vor. Im Zeitungsartikel werden zudem der Relator des pianischen Seligsprechungsprozesse P. Peter Gumpel SJ und so renommierte Historiker wie P. Pierre Blet SJ als Urheber einer “Retter-Legende” dikreditiert. "Nichts Besonderes", könnte man angesichts der Ausrichtung der FR denken. Doch der Clou der ganzen Geschichte besteht darin, dass der Autor des Artikels ein katholischer Theologe ist: der Jesuitenschüler Klaus Kühlwein, seit 1986 tätig im katholischen Bildungswerk des Erzbistums Freiburg im Breisgau.


Wieder eine Verleumdung

Von Michael Hesemann

Auf einen Beitrag Hitlers Papst, der in der Zeitschrift TV Hören und Sehen, Ausgabe 15/11, S. 14 ff erschien, hat der Historiker Michael Hesemann in einem Leserbrief geantwortet. Hesemann gehört der Pave the Way Foundation Germany an und hat ein Buch zum Thema geschrieben: Der Papst, der Hitler trotzte.

Die Thesen des Herrn Cornwell, die Ihrem Bericht zugrundeliegen, sind von der seriösen Forschung längst eindrucksvoll widerlegt.

Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., hat nie einen Kompromiss mit Hitler gesucht, im Gegenteil: Gerade weil er zeitlebens ein Freund der Juden war, hat er die Nazis von Anfang an verabscheut. Er warnte sogar Briten und Amerikaner vor Verhandlungen mit dem braunen Diktator, den er schon 1937 einen "abgrundtief verdorbenen Menschen" und "nicht vertrauenswürdigen Halunken" nannte. Der Text der Enzyklika "Mit brennender Sorge" wurde von ihm nicht "entschärft", wie der Artikel behauptet, sondern verschärft; ich selbst konnte die handschriftlichen Korrekturen im Vatikanischen Geheimarchiv einsehen.

Er richtete nicht nur einen Protest, sondern 55 (!) Protestnoten von bis zu 42 Seiten Umfang an das Auswärtige Amt in Berlin. Schon 1939 versuchte er, 200.000 Visa für die deutschen Juden zu bekommen; leider vergeblich. Stattdessen setzte er alle Räder in Bewegung, um über 850.000 Juden vor dem Holocaust zu retten. In Rom ordnete er persönlich an, über 7000 (nicht, wie Sie schreiben, "Hunderte") Juden auf Vatikangelände und in den Klöstern zu verstecken. Das sind die Fakten! Eine Verleumdung dagegen ist die Behauptung, er habe nach Kriegende Nazis zur Flucht nach Südamerika verholfen. Der dafür Verantwortliche - der österreichische Bischof Alois Hudal - wurde, als Pius XII. davon erfuhr, unverzüglich seines Amtes enthoben und galt fortan im Vatikan als unerwünschte Person.


Nächstenliebe, die den Tod nicht fürchtet

Der Heilige Vater sandte ein Handschreiben an die Bischöfe, in dem er sie anwies, die Klausur in den Klöstern und Konventen aufzuheben, damit sie Zufluchtsstätten für die Juden werden konnten... Ein Heer von Priestern arbeitet in großen und kleinen Städten, um Brot für die Verfolgten und Pässe für die Flüchtlinge zu beschaffen. Nonnen gehen in die Feldküchen, um weiblichen Flüchtlingen Gastfreundschaft gewähren zu können. Ordensorbere gehen nachts aus, um deutsche Soldaten aufzuhalten, die Opfer suchen... Alle folgen Pius XII. mit der Inbrunst jener Nächstenliebe, die den Tod nicht fürchtet.

So bezeugt Zolli, römischer Oberrabbiner zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, den Einsatz Papst Pius’ XII. und der katholischen Kirche zur Rettung der Juden in seinem Buch Before the Dawn, New York 1954 (zitiert in: Kurt Weiß, Einsatz der Päpste für die Juden, in Kirche heute August/September 2012, S. 13).

Vergleiche zum Ganzen die hervorragende CD Dunkle Wolken über Rom


Hochhuths völlige Unkenntnis der Wirklichkeit

Sehr geehrter Herr Piscator!
Wegen meiner Krankheit habe ich das Stück Hochhuths »Der Stellvertreter« erst verspätet sehen können und bin auch erst heute in der Lage, nachstehende Zeilen an Sie zu richten: Ich muß aufs schärfste protestieren gegen den Mißbrauch meines Namens in Ihrer Programmzeitschrift zum Stück.
Sie zitieren mich gewissermaßen als Kronzeugin für Hochhuths These, »daß die nationalsozialistischen Machthaber zurückschreckten ... sobald ihnen der gesamte Klerus ... oder die Kirche gemeinsam gegenübertraten«. Zur Unterstreichung bedienen Sie sich eines Berichts des »Petrusblatt«, in dem meine Ausführungen bei einem Forum der »Jüdische Volkshochschule Berlin« über meine Tätigkeit als Leiterin des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat des Bischofs Graf von Preysing berichtet werden. Meine damaligen Äußerungen, die einen ganz anderen Sinngehalt haben als die Thesen des Herrn Hochhuth, werden hier in nahezu demagogischer Weise zitiert. Demgegenüber stelle ich mit Nachdruck fest: Aus täglicher Zusammenarbeit mit Graf Preysing und ebenso täglicher Zusammenarbeit mit dem von Hochhuth fälschlich in Anspruch genommenen Prälaten Lichtenberg – der sich gegen diese beleidigende »Ehrung« so mannhaft gewehrt hätte, daß es Hochhuth die Sprache verschlagen würde – kann ich Ihnen versichern, daß wir alle damals jüdischen Menschen in der Gewißheit halfen, den Weisungen des Vatikans und des Heiligen Vaters zu folgen. Ich kann dafür viele Beispiele aus dem eigenen Erleben geben. Wenn ich quasi als Kronzeuge aufgerufen werde, so muß ich Ihnen sagen, daß sowohl Hochhuths Stück als die Begründungen in Ihrem Programm von völliger Unkenntnis über die Wirklichkeit und die Zustände von damals zeugen. Peinliche Einseitigkeiten wechseln mit geschmacklosen Phantasien ab. Lassen Sie sich von mir versichern, daß alle Aktionen in Berlin, die zur Rettung, Bewahrung und zum Schutz rassisch Verfolgter im Bischöflichen Ordinariat durchgeführt und geplant wurden, in Verbindung mit dem Vatikan und durch ausgetauschte Kuriere, mit ausdrücklicher Billigung und nach Weisung Pius XII. durchgeführt wurden. Ich hoffe, daß Ihnen und Herrn Hochhuth mein Zeugnis zu denken gibt.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Sommer

Diese offenen Brief schrieb heute vor 50 Jahren, am 23. März 1963, Margarete Sommer an Erwin Piscator. Er wurde am 11. April 1963 in der Berliner Tageszeitung Der Kurier veröffentlicht. Ich habe ihn dem Artikel Papst Pius XII. und Berlin von Ingo Langner entnommen, im Internet als PDF-Datei abrufbar.
Erwin Piscator hatte die Uraufführung von Rolf Hochhuths Stellvertreter am 20. Februar 1963 in Berlin inszeniert. Margarete Sommer (1893-1965) wurde 2003 wegen ihres lebensrettenden Einsatzes für Juden von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt. Sie leitete seit 1941 das “Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin” für verfolgte Nichtarier, das sie zusammen mit dem seligen Bernhard Lichtenberg gegründet hatte.


Paul VI. verteidigt Pius XII. gegen Hochhuth

Vor 50 Jahren, am 5. Januar 1964, nahm Papst Paul VI. während seines Israelbesuchs bei seiner Abschiedsrede am Mandelbaumtor in Jerusalem seinen Vorgänger Pius XII. gegen die Anschuldigungen eines Rolf Hochhuth in Schutz. Er führte unter anderem aus:

“Wir sind zu Ihnen gekommen mit der Zuneigung dessen, den Wir zu vertreten haben. Die Propheten haben ihn ehedem unter dem Namen des ‘Friedensfürsten’ angekündigt. Das bedeutet, daß Wir allen Menschen und allen Völkern gegenüber nur Gedanken des Wohlwollens hegen. Die Kirche liebt sie ja alle gleichermaßen. Unser großer Vorgänger Pius XII. hat dies kraftvoll und zu wiederholten Malen im Laufe des letzten Weltkonflikts bewiesen, und jedermann weiß, was er zur Verteidigung und zur Hilfe für alle Geprüften ohne irgendeinen Unterschied getan hat. Gleichwohl hat man, wie Sie wissen, das Andenken dieses großen Papstes mit Verdächtigungen und sogar mit Anschuldigungen beflecken wollen. Wir sind froh, daß wir Gelegenheit haben, an diesem Tage und an dieser Stelle versichern zu können: nichts ist ungerechter als dieser Angriff auf ein so ehrwürdiges Andenken. Wer, wie Wir, diese bewunderungswürdige Persönlichkeit aus der Nähe gekannt hat, weiß, wie tief sein Mitgefühl, sein Mitleiden mit menschlicher Not, sein Mut, die Zartheit seines Herzens gehen konnten. Das wußten ebenso gut jene, die nach dem Krieg mit Tränen in den Augen gekommen sind, um ihm für die Rettung ihres Lebens zu danken. Wahrlich, der Papst wünscht nach dem Beispiel dessen, den er hier unten vertritt, nichts sehnlicher als das wahre Wohl aller Menschen.”

Die Jerusalem Post schrieb damals dazu: “Was immer unsere Ansichten in dieser Angelegenheit sein mögen, so konnte man doch nicht umhin, von dem Mut und der Offenheit des päpstlichen Plädoyers tief berührt zu sein.”

Johannes Österreicher (1904-1993), Jude und Katholik, Direktor des Instituts für Jüdisch-Christliche Studien an der Seton-Hall-Universität in New Jersey, schrieb zu Hochhuths Stück Der Stellvertreter: “Von Anfang an hat es jüdische Stimmen gegeben, die sich von dem Schauspiel und seiner These deutlich abgrenzten. Noch immer unter dem traumatischen Einfluß der Hitlerjahre stehend, haben jedoch nicht wenige Juden den Versuch Hochhuths begrüßt, die Schuld ‘den Vielen’ hier und dort abzunehmen und auf die Schultern eines Mannes zu legen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie erkannten, dass der Dramatiker keineswegs ein Freund der Juden ist. Alle im Stück auftretenden Juden sind Karikaturen, Mißgeburten. Kein einziger ist ein aufrechter Mensch. Einer spricht sogar mit Akzenten, die einem antisemitischen Handbuch entnommen zu sein scheinen. Als Jacobsen, der als Bibliothekar von Gerstein ‘untergetaucht’ ist, hört, seine Eltern seien in die nationalsozialistische Todesmühle geraten, explodiert er: ‘Ich will hier raus, um wiederzukommen, als Rächer ... Ich werde wiederkommen - als Mörder, als Bomberpilot. Mord gegen Mord. Phosphor gegen Gas, Feuer mit Feuer.’ Diesen Ausbruch eines getretenen Menschen nennt Hochhuth in einer seiner Regieanmerkungen eine Rede von ‘geradezu alttestamentlicher Härte’ (Reinbek b. Hamburg 1963) 73.” (Johann Oesterreicher, Kommentierende Einleitung zur Konzilserklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Das Zweite Vatikanische Konzil, Teil II, Freiburg, Basel, Wien: Herder 1967, S. 436, Anmerkung 84).

Wie recht Paul VI. mit seinem Urteil hat über den unermüdlichen Einsatz Pius XII. für die Rettung der Juden und aller Verfolgten, belegt auf beeindruckende Weise die Doku-CD Dunkle Wolken über Rom.


Einsame Stimme im Schweigen

Wie niemand sonst wirkte Pius XII. an der Rettung der Juden vor den Schergen der Nationalsozialisten in Rom mit. Wiederholt wies die "New York Times" auf seine bedächtig gewählten, aber unmissverständlichen Worte hin: “Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche Europa an dieser Weihnacht umfangen hält. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben. […] Indem er eine 'wirklich neue Ordnung' forderte, stellte sich der Papst dem Hitlerismus in die Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden Christi unvereinbar sind.”

Aus: Thorsten Paprotny, "Pastor Angelicus" – Zum 80. Jahrestag des Pontifikatsbeginns von Pius XII., vom 2. März 2019 auf CNA Deutsch.


Über Hubert Wolfs Attacken gegen Pius XII.

Es ist erschreckend, wie schlecht informiert ein Professor für Kirchengeschichte sein kann. Pius XII. hat direkt nach dem Krieg mehrfach den Holocaust thematisiert, aber nur 1945. So sprach er am 2. Juni 1945 vom "satanischen Gespenst des Nationalsozialismus", der sich "sogar die raffiniertesten wissenschaftlichen Methoden nutzbar gemacht hat, um zahllose unschuldige Menschen zu quälen und auszumerzen." Am 29. November 1945 empfing er eine Delegation von 79 jüdischen KZ-Überlebenden, die ihm für seinen Einsatz danken wollten. Dort sprach er vom "Abgrund der Zwietracht, des Hasses und des Wahnsinnes dieser Verfolgung, die zurückgeht auf den Einfluss einer falschen und intoleranten Doktrin … die so viele Angehörige ihres Volkes und ihrer Familien verschlang und unzählige unschuldige Opfer … forderte."

Michael Hesemann im Interview mit AC Wimmer von CNADeutsch über Vorwürfe des Kirchenhistorikers Hubert Wolf gegen Papst Pius XII. Außerdem wirft Hesemann Wolf in einem anderen Punkt eine “glatte Verleumdung” des Papstes vor.


Wissenschaftlich unredlich

Um [Hubert] Wolf hier eines Besseren zu belehren, muss man nicht einmal in die Vatikanischen Archive. Sogar die vielen liberalen Historiker aus Italien haben die Tätigkeit Pius' XII. seriöser und ausgewogener gewürdigt als Wolf, der dem Papst faktenfrei Versagen vorwirft. Wolfs Vorgehen ist ebenso bedauerlich wie wissenschaftlich unredlich, wobei er auch noch gegen seine eigenen Grundsätze verstößt, nämlich, sich nicht wegen eines möglicherweise bemerkenswerten Einzelfundes gleich mit einer vermeintlichen Neubewertung hervorzutun.

Aus: Michael Feldkamp, Pius XII.: Kirchenhistoriker Wolf kämpft gegen Attrappen, erschienen 2020 in der Tagespost.


Paradigmenwechsel in der Pius-Forschung

Dieses Büro befasste sich mit Hilfsmaßnahmen, die nicht selten diplomatische Schritte erforderlich machten. In gut 2800 Fällen hat sich das Büro auf Anweisung des Papstes bemüht, Juden vor dem Tod zu retten. Durch eine penible Aktenführung ist belegt, dass sich Pius XII. fast täglich mit Angelegenheiten von verfolgten Juden befasste. Da die Judenakten in der Registratur alphabetisch abgelegt wurden, gestattet sich Ickx das sprechende Bild, in Anlehnung an das Verzeichnis der von Oskar Schindler geretteten „Schindlerjuden“ von der „Pacelli-Liste“ zu sprechen, (...) Nach gut sechzig Jahren Vorherrschaft der Legende vom antisemitischen Papst in der Weltmeinung überraschte Hubert Wolf im April 2021 in der „Herder Korrespondenz“ mit der Ankündigung eines „Paradigmenwechsels“ in seiner Pius-Forschung. Wolf nannte die Zahl von weiteren 15.000 Juden, für die sich Pius XII. persönlich eingesetzt habe.

Aus: Michael F. Feldkamp, Der „Stellvertreter“ hat abgedankt, FAZ online vom 1. März 2022


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Manning H. E.
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Moreno E.
Moreno G. G.
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