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Die Fastenzeit als Beginn einer Liebesbeziehung

Von P. Engelbert Recktenwald

Ein helles Licht auf den Sinn der Fastenzeit wirft das Evangelium des Sonntags Quinquagesima, wo es aus dem Mund des Herrn heißt: “Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem” (Lk 18, 31), nämlich dem Leiden entgegen. Wir dürfen dieses Wort auch als eine Einladung an uns verstehen. Wir sollen mit ihm zusammen nach Jerusalem ziehen, ihn auf seinem Weg nach Golgota begleiten. Das ist der Sinn der Fastenzeit.

Wenn der Herr den Aposteln sein Leiden ankündigt, dann hat diese Ankündigung den Charakter einer Einweihung. Sie ist nicht für die Allgemeinheit bestimmt. Ausdrücklich heißt es, dass Jesus die Zwölf beiseite nahm. Sie sind auserwählt, in eine vertraute Gemeinschaft mit ihm einzutreten. Er weiht sie in sein bevorstehendes Schicksal ein: “Er wird”, so spricht der Herr über sich selbst, “den Heiden ausgeliefert, verspottet, misshandelt und angespien werden; man wird ihn geißeln und töten.” Und dann heißt es über die Apostel: “Allein sie verstanden nichts davon.”

Da müssen wir uns fragen: Was gibt es da eigentlich viel zu verstehen? Es ist doch alles klar: Er wird verspottet, misshandelt, angespien, gegeißelt und getötet werden. Das ist vollkommen verständlich. Wie kann es dann heißen: “Diese Rede war für sie dunkel und sie begriffen nicht, was damit gemeint war”?

Die Antwort lautet: Sie verstanden die Bedeutung dieses Leidens nicht. Sie verstanden nicht, dass dieses Leiden ihre Erlösung bedeutet, dass der Tod des Herrn eine Lebenshingabe ist, der höchste Erweis seiner Liebe. Sie verstanden nicht, dass Jesus sich nicht einfach der Übermacht seiner Feinde ergibt, sich gewissermaßen einem blinden Schicksal fügt, sondern dass es sich um einen göttlichen Plan handelt, den er aktiv angeht, im freiwilligen Liebesgehorsam. Es handelt sich um den göttlichen Ratschluss zu unserer Erlösung. Sie haben die Heilsbedeutung seines Todes nicht verstanden.

Dieses Verständnis ist das Entscheidende. Wenn wir die Heilsbedeutung von Jesu Tod nicht verstehen, dann verstehen wir überhaupt nichts vom Christentum. Dann bleibt uns der Herr ein Fremder. Und deshalb ist es genau umgekehrt, wie es heute viele moderne Theologen sagen. Denn die vertreten die Meinung, dass jene Heilsbedeutung eine nachträgliche theologische Deutung seines Todes sei, und zwar durch die ersten Christen. Diese seien am Boden zerstört gewesen und hätten keinen Sinn im Tod des Herrn gesehen. Also hätten sie sich nachträglich etwas ausgedacht, um darin doch noch einen Sinn zu erkennen und nicht trostlos zu bleiben. Dass Jesu Tod ihre Erlösung sei, haben sie nicht von Jesus selbst erfahren, sondern sie projizierten nachträglich diese Deutung in das Geschehen hinein. In der theologischen Fachsprache nennt man das ein “nachösterliches Interpretament”. Die Urchristen waren demnach also schlauer als Jesus selbst, der von der Heilsbedeutung seines Leidens keine Ahnung hatte.

Das Ganze wird also zu einem frommen Selbstbetrug. Aber letztlich ist dieser Selbstbetrug nur ein Spiegel dieser Art von Theologie. Die ersten Christen waren für so etwas gerade nicht zu haben. All die Märtyrergenerationen der ersten Jahrhunderte gingen nicht für ein nachösterliches Interpretament in den Tod.

Machen wir ernst: Entweder sind wir durch den Tod Jesu erlöst oder nicht. Und wenn sein Tod ein Erlösungstod ist, dann deshalb, weil er der Sohn Gottes ist, der genau wusste, wozu er in diese Welt gekommen ist. Er wurde Mensch, um uns zu erlösen, so wie wir im Credo der heiligen Messe bekennen: “... der um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist”: “Et homo factus est”. Entweder war Jesus tatsächlich der Sohn Gottes und unser Erlöser, oder sein Sterben war vergeblich. Dann nützt auch keine nachträgliche theologische Deutung mehr etwas.

Wie es uns die Evangelien erklären, ist es viel plausibler. Da ist es genau umgekehrt: Christus war schlauer als seine Jünger. Er wusste, was er tat. Und die Apostel waren begriffsstutzig. Die Wahrheit ist ihnen erst später aufgegangen, nachdem der Heilige Geist zu ihnen gekommen war, den der Herr verheißen hatte und der sie in alle Wahrheit einführen sollte. Sie brauchten Zeit, um die große, göttliche Wahrheit zu verstehen und langsam in das Erlösungsgeheimnis des Herrn einzudringen. Sein Tod bedeutet unser Leben. Das ist die Wirklichkeit. Er ist für uns gestorben, weil er selbst es wollte. Und nun, als sie gen Jerusalem ziehen, sagt er es ihnen im Voraus, um damit zu beginnen, sie in dieses Geheimnis einzuweihen.

Ein Herz, das leidet, sucht nach Freunden, von denen es verstanden und nicht im Stich gelassen wird. Und das sucht auch der Herr. Er ist aus Liebe zu uns gestorben und sucht nach Seelen, die daran glauben und bereit sind, seine Liebe zu erwidern und mit ihm zu gehen. Er hat damals die Apostel in seine ganz besondere Vertrautheit hineingezogen. Dasselbe will er auch mit uns tun. Doch schauen wir, wie es weitergeht: Als sie sich Jericho näherten, saß ein Blinder am Wege, der ausrief: “Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!” Und Jesus heilt ihn. Obwohl er selbst ganz vom Gedanken an sein bevorstehendes Leiden erfüllt ist, bleibt er trotzdem offen für das Leid der Anderen und hilft ihnen. Er verkapselt sich nicht in sein Leid, er vergeht nicht in Selbstmitleid, sondern bleibt in selbstloser Liebe für die Anderen geöffnet.

Ist es bei uns nicht oft umgekehrt? Wenn uns etwas bedrückt, kreisen wir oft um uns selbst, erwarten vielleicht, dass Andere sich um uns sorgen, und verlieren den Blick für die Not des Anderen. Schauen wir auf den Herrn, um von seiner Liebe zu lernen! Der hl. Paulus schreibt: „Die Liebe trägt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles“. Für die Liebe Christi gilt das in vollendeter Weise. Wir müssen also diese beiden Aspekte der Liebe Jesu gleichzeitig sehen: Einerseits ist sie ganz selbstlos, andererseits sucht er nach Seelen, die ihn verstehen und ihn auf seinem Leidensweg begleiten. Ja, er sucht sogar Seelen, die ihn in seinem Leiden trösten und stärken, so wie der Engel im Ölgarten es tat. Papst Pius XI. stellt uns in seiner Enzyklika “Miserentissimus redemptor” diesen Engel als Repräsentant all jener Seelen vor Augen, die den Herrn durch ihre Sühne trösten.

Dass die Liebe unsere Gegenliebe sucht, widerspricht nicht ihrer Selbstlosigkeit. Sie hat nichts Egoistisches an sich. Es ist vielmehr genau die Liebe, mit der wir selbst geliebt werden wollen. Um das zu verstehen, vergleichen wir sie mit der Liebe eines Wohltäters, der für arme Menschen spendet. Wenn er das in selbstloser Absicht tut, dann ist das echte, wohlwollende Liebe. Aber er hat keine persönliche Beziehung zu diesen Menschen. Es ist eine Wohltäterliebe für eine anonyme Masse. Für eine solche Liebe wären wir dankbar, aber wir wollen mehr. Wir wollen geliebt werden mit einer Liebe, die eine ganz persönliche, vertraute Beziehung eröffnet. Wir wollen so geliebt werden, dass wir dem Anderen auch etwas bedeuten. Wir wollen, dass der Liebende uns kennt, sich für uns interessiert, auf unsere Liebe Wert legt. Nur eine solche Liebe macht uns glücklich. Und genau so liebt uns der Herr.

Wir alle sind gerufen, in eine innere Herzensbeziehung zu Ihm einzutreten. Und das beginnt damit, dass wir ein Herz haben für Sein Leiden. Wenn wir seine Einladung, mit ihm nach Jerusalem zu gehen, annehmen, dann ist das der Beginn einer wundervollen göttlichen Romanze im Sinne Chestertons, der einmal gesagt hat: “Let your religion be less of a theory and more of a love affair.“

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