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Goa

Am 25. November 1510, zwölf Jahre nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Vasco da Gama, eroberte der portugiesische Admiral Affonso de Albuquerque (1453-1515) Goa, das er zum zentralen Stützpunkt der portugiesischen Kolonialmacht in Indien ausbaute. Diese Macht beschränkte sich aber stets auf die Küstenregion. Bis 1961 blieb Goa eine portugiesische Kolonie. Von 1530 bis 1843 war es die Hauptstadt des portugiesischen Kolonialreiches in Asien. 1542 begann hier der hl. Franz Xaver seine Asienmission, und hier ruht auch sein Leichnam.

Albuquerque ging mit entschiedener Grausamkeit vor: “Dann brannte ich die Stadt nieder und zwang alles unter das Schwert, und tagelang floß Blut ohne Unterlaß,” schrieb er an den portugiesischen König Manuel I. den Glücklichen (1495-1521). Unterstützt wurde er von hinduistischer Seite. Denn Goa war eine muslimische Stadt. Sie gehörte zum schiitischen Sultanat von Bijapur.

Adelham Jann (Die katholischen Missionen in Indien, China und Japan, Paderborn 1915) schreibt über die Eroberung Goas: “Sämtliche mohammedanische Einwohner von Tissuar [die Insel, auf der Goa liegt] ließ Albuquerque auf barbarische Weise ausrotten. Den dort ansässigen Heiden aber gestattete er gegen eine Abgabe freie Ansiedelung” (S. 85 f).

Die erwähnte Grausamkeit Albuquerques richtete sich also nicht gegen die hinduistische, sondern gegen die islamische Stadtbevölkerung und war die Antwort auf deren Verrat. Denn bereits im Februar 1510 war Albuquerque, “von den unterdrückten Hindus gerufen, mit seinem Ratgeber und Freund Timmòja, dem Admiral der Honávar-Flotte, mit 23 Schiffen und 1200 Mann” unerwartet vor Goa erschienen, “das ihm ohne Widerstand die Tore öffnete” (Georg Schurhammer, Franz Xaver. Sein Leben und seine Zeit, Zweiter Band, Freiburg - Basel- Wien 1963, S. 175).
Albuquerque sicherte allen Bewohnern Religionsfreiheit zu, und so war es auch. Das Ansinnen des Shaikh Ismaîl, des Sohnes des kurz zuvor gestorbenen Bijapur-Sultans Yûsuf Adil Khân, die Mauren Goas zur Annahme des schiitischen Glaubens zu zwingen, lehnte er ab.

Drei Monate später erschien Ismaîl mit einer großen Streitmacht vor Goa, zu der die Bevölkerung sofort überlief, so dass die Portugiesen vor dieser Übermacht weichen mußten. Als Albuquerque im November, nach Ablauf der Regenzeit, mit seinen hinduistischen Verbündeten zur endgültigen Eroberung der Stadt zurückkehrte, kannte er keine Schonung. Die Hindus dagegen genossen seitdem die Freiheit und durften Hindutempel erbauen. Der einzige Brauch, den Albuquerque ihnen verbot, war die Witwenverbrennung. Die Tempel wurden erst ab 1540 wieder zerstört, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie nicht nur wegen der Götzenverehrung, sondern auch wegen der dort stattfindenden öffentlichen Unzucht eine Gefahr für die Christen darstellten.

Goa liegt im Norden einer Insel, die sich im Mündungsbereich zweier Flüsse befindet, des Mandovi-Flusses im Norden und des Zuari-Flusses im Süden. Ihr Küstenumfang von 8 Meilen bildet ein mit der Spitze nach Westen ins Meer gerichtetes Dreieck. Diese Insel hieß Tissuary (heute Tiswadi), wurde aber von den Portugiesen ebenfalls Goa genannt.

Goa lag im Grenzbereich eines islamischen und hinduistischen Reiches. Die islamische Invasion Indiens hatte 711 begonnen, als arabische Truppen den Nordwesten des indischen Subkontinents eroberten. Im Mittelalter dehnte sich die islamische Herrschaft bis in den Süden Indiens aus. Erst mit dem Aufstieg des südindischen Hindureiches von Vijayanagar (von den Portugiesen Narsinga oder Bisnaga genannt, 60 Meilen südöstlich von Goa gelegen) ab 1340 wurde die islamische Expansion zurückgedrängt.

Das alte hinduistische Goa, Goa Velha (auch Govápuri, Gôpakapura, Gôpakapattana, Gové genannt), war von 1052 bis 1312 Hauptstadt der Kadamba-Könige gewesen. Es lag im Süden der Insel. Es kam dann mit einer kurzen Unterbrechung zum Sultanat von Dehli, dann 1347 zum Sultanat von Bahmani, 1380 zum Hindureich Vijayanagar, dem es 1471 wieder verlorenging, als der Sultan Muhammed III. von Bahmani es zurückeroberte und vollständig zerstörte. Im Norden der Insel entstand dann das neue, muslimische Goa, das heute ebenfalls altes Goa, Velha Goa, genannt wird. Als das Bahmanî-Reich zerfiel, kam Goa 1490 zum Sultanat von Bijâpur.

Unter König Krishnadeva Raya (1509-1529) erreichte Vijayanagar seinen Höhepunkt, und so ist es nicht verwunderlich, dass der Raya (Raja, Radscha) die Gelegenheit nutzte, um mit Hilfe der Portugiesen den Einfluss des benachtbarten Sultans zurückzudrängen, und Albuquerque seinen Admiral Timoja zu Hilfe sandte.

Da einerseits die Ansiedelung der Portugiesen gewünscht war, andererseits König Manuel allen Frauen die Reise nach Indien verbot, förderte Albuquerque Eheschließungen zwischen Portugiesen und Inderinnen durch finanzielle Anreize: “18000 Reis und die Zuteilung eines Hauses mit Acker aus der Hinterlassenschaft der ermordeten Mohammedaner” (Jann 86) gab es für eine solche Ehe. Das ist der Ursprung der Mestiços.

Albuquerque war 1509 als Nachfolger Franciscos de Almeida (1505-1509) zweiter Vizekönig von Indien (Estado da India) geworden. Da die Eroberungs Goas - übrigens nur unter geringen Verlusten - auf den Tag der hl. Katharina von Alexandrien fiel, gelobte er den Bau einer Kirche ihr zu Ehren. Das wurde die spätere Kathedrale (seit 1539, siehe Bild), der Sitz des Patriarchen von Ostindien. Bis dahin war Vikar der Pfarrkirche ein Priester der Christusmiliz, die den kirchlichen Rechtsgrund für das portugiesische Patronatsrecht darstellt. Den Franziskanern schenkte Albuquerque eine Moschee zur Abhaltung des christlichen Gottesdienstes. Der Bau eines Klosters ab 1519 wurde von König Manuel finanziert. Es war nach dem Kloster in dem 700 km weiter südöstlich gelegenen Cochin das zweite der Franziskaner in Indien.

1511 eroberte Albuquerque das für den Gewürzhandel wichtige Malakka. Ziel der portugiesischen Eroberungen war die Erringung des Handelsmonopols, das bis dahin in islamischer Hand lag. “Gebieter über die Eroberung, die Seefahrt und den Handel Äthiopiens, Arabiens und Indiens” nannte sich König Manuel.

In kirchlicher Hinsicht gehörte Goa wie alle portugiesischen Kolonien in Indien zur Diözese Funchal auf der Insel Madeira, deren Entdeckung auf Heinrich den Seefahrer zurückgeht. Am 3. November 1534 wurde Goa durch die Bulle Aequum reputamus als Suffraganbistum von Funchal errichtet. Bis 1558 erstreckte sich das Bistum vom Kap der Guten Hoffnung bis nach China und umfasste Abessinien, Arabien, Persien, Vorder- und Hinterindien, China und Japan. Damit war es zwar geographisch das größte Bistum der Welt, es umfasste aber nur 13 Pfarreien (im Jahr 1542). “Am 4. Februar 1557 [1558] erhob Paul IV. durch die Bulle Etsi sancta Goa zum Erzbistum und Primitialsitz Ostasiens und zweigte von seinem ungeheuern Gebiete als Suffragansitze ab: 1. Cochin mit dem Gebiete der Malabarküste, Ceylon, der Ostküste von Vorderindien, Bengalen, Arakhan und Pegu. (Von Cochin wurden später die Sprengel von Cranganor [1600] und von Meliapur [1606] abgetrennt.) 2. Malacca mit den Gebieten von ganz Hinterindien, Cochinchina, Tongkin und den Sunda-Inseln. 3. Macao, dem in der Folge die Missionen von China unterstellt wurden, und seit dem 23. Januar 1576 das Bistum Japan” (Joseph Spillmann S. J. in Wetzer und Welte).

Als erster Bischof von Goa wurde von Paul III. am 11. April 1537 der vom König präsentierte Franziskaner Juan von Albuquerque aus der spanischen Estremadura ernannt. Er wurde Anfang 1538 in Lissabon geweiht und kam im September nach Goa. Juan von Albuquerque OFM war Beichtvater von König Johann III. (1521-1557) gewesen und vor allem einer “der Mitbegründer der in ihren ersten Anfängen außerordentlich strengen Richtung der Reformaten. Bereits war er zweimal Minister der Provinz Piedade gewesen (1526 und 1532) und stand im Rufe eines ganz apostolischen Mannes” (Jann 95).

Ein solcher Mann, der mit Entschiedenheit die kirchlichen und religiösen Anliegen wahrnahm, hatte Goa bitter nötig. Denn zwar entwickelte sich die Stadt in einer so glänzenden Weise, dass es bald das “Goldene Goa” (Goa Doirada) genannt wurde, aber in sittlicher Hinsicht bot die portugiesische Bevölkerung ein Bild der Dekadenz, welches das größte Hindernis jeder Missionstätigkeit darstellte und an welchem schon Vasco da Gama, der 1524 Goa besuchte, Anstoß nahm. Der Dichter Luís Vaz de Camões nannte der Goa ein Babel, “wo das Schlechte schwelgt.” In dem Indien gewidmeten Heft von GeoEpoche können wir lesen: “Die europäische Elite, etwa 4000 Menschen, lebt dekadent, reitet auf frisch gestriegelten Araberhengsten zur Kirche, flaniert mit Sonnenschirmen durch die engen, gewundenen Straßen Goas. Viele Portugiesen umgeben sich mit Dutzenden von Sklaven aus Afrika. Etliche Zugereiste halten sich eine oder mehrere Konkubinen” (Jonathan Stock, Kurs auf die Pfefferküste, S. 46).

Diese Beschreibung gilt allerdings nicht unterschiedslos. Sie trifft vor allem auf die Fidalgos (Mitglieder des niederen Adels) der zweiten und dritten Generation zu, über die “die alten kriegsgewohnten Haudegen sich beim König bitter beklagten” (Schurhammer 210).

Jann macht auf einen weiteren Missstand aufmerksam: “Das betrübendste bei dieser Sachlage [dem Fehlen einer kirchlichen Autorität vor der Errichtung des Bistums] war, dass Christen, die sich schwerer Vergehen schuldig gemacht, auch kirchlicherseits straflos ausgingen, so namentlich die Konkubinarier und Mädchenhändler. Vielweiberei und Sklavenhandel waren die Krebsübel in den portugiesischen Kolonien” (S. 82).

Dem stellte sich nun der neue Bischof entschieden entgegen, allein schon durch sein Beispiel: “Seinem Klerus war er ein leuchtendes Vorbild. Aller Prunk war ihm fremd. Auch als Bischof war er der anspruchslose, arme Frade geblieben, und was er von seinen Einkünften erübrigte, verteilte er freigebig als Almosen unter die Armen. Zumal den Neubekehrten, auch den Ärmsten unter ihnen, war er ein liebevoller Vater” (Schurhammer, 153 f). Er hörte auch, wie Schurhammer weiter berichtet, die Beichte der Sklaven und Sklavinnen und wurde wegen seiner Tugend von allen geliebt und geschätzt. Für seinen Generalvikar Miguel Vaz Coutinho, seit 1532 in Indien, galt dasselbe. Dieser ging nach Kräften gegen die von Jann geschilderten Missstände vor. Erst recht gilt dies vom Wirken des hl. Franz Xaver, der 1542 nach Goa kam. Doch von all diesen positiven Fakten kirchlicher Tätigkeit in Indien erfahren wir in der erwähnten GeoEpoche-Ausgabe nichts. Und das Problem war nicht missionarischer Übereifer, der sich in angeblichen Zwangstaufen von Kindern äußerte, wie GeoEpoche behauptet, sondern im Gegenteil religiöse und missionarische Gleichgültigkeit: Die von Vizekönig Albuquerque und einem seiner Nachfolger angeordnete Christenlehre war bei der Ankunft des hl. Franz Xaver schon längst erloschen, in den Kirchen wurde nie oder selten gepredigt und die Nachlässigkeit der Geistlichen war so groß, dass der Generalvikar Miguel Vaz Coutinho in den dreißiger Jahren Kinder christlicher Eltern im Alter von 9 bis 11 Jahren antraf, die noch nicht getauft waren. Der christliche Glaube konnte dagegen seinen humanisierenden Einfluß auf das Kolonialverhalten um so mehr ausüben, je ernster er genommen wurde.


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