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Die Grundlegung der Wissenschaft im Mittelalter

Eine Rezension von Paolo D'Angona

James Hannam, Die vergessenen Erfinder: Wie im Mittelalter die moderne Wissenschaft entstand, Sankt Ulrich Verlag 2011, 448 Seiten.

Die These vom "finsteren Mittelalter" scheint zu denjenigen Vorurteilen zu gehören, die, je häufiger wiederholt, vielen als desto unanfechtbarer erscheinen. Schon die allgemein akzeptierte Bezeichnung der Periode von 500 bis 1500 n. Chr. als "Mittelalter" weist darauf hin: Nach dem Verfall der klassischen griechisch-römischen Kultur habe es, so die gängige Auffassung, bis zu deren "Wiedergeburt" ("Renaissance") im 16. Jahrhundert in Europa im wesentlichen nichts anderes gegeben als intellektuellen Primitivismus, Aberglauben und Magie, die durch die Kirche jeder kritischen Sichtung entzogen worden seien. Das in diesem Jahr in deutscher Übersetzung erschienene Buch des Briten James Hannam "God's Philosophers" (der deutsche Titel: "Vergessene Erfinder" ist wohl nicht ganz glücklich, da dieser die Erwartung einer hauptsächlich naturwissenschaftlich-technischen Geschichtsschilderung nahelegt) bildet einen deutlichen Kontrapunkt zur eingangs erwähnten These. Das Buch wünscht aufzuweisen, daß das Mittelalter keineswegs eine "finstere" Episode war, sondern sich durch ein reges Geistesleben auszeichnete, dem die moderne Wissenschaft ihre Entstehung geradezu verdankt. Hannams Werk hat in England offenbar einiges Aufsehen erregt; aus dem Klappentext erfährt man, daß es sogar für den hochangesehenen Book Prize der Royal Society nominiert wurde.

Hannam ist ein promovierter Historiker, der zwar beruflich als Steuerberater der größten internationalen Prüfungs- und Beratungsunternehmen in London tätig ist, offenbar aber neben dieser zeitintensiven Tätigkeit noch die Muße gefunden hat, sich mit großer Akribie der erwähnten Thematik anzunehmen. Das Buch weist einen für eine populär-wissenschaftliche Darstellung relativ großen Apparat von Fußnoten auf; die herangezogene Literatur ist größtenteils anglophoner Herkunft.

Einleitend skizziert der Verfasser die Entstehung des Vorurteils bezüglich der angeblichen Finsternis, die im Mittelalter geherrscht habe. Die Verantwortung für diese Auffassung weist er den "Humanisten", also den Vordenkern der sog. Renaissance, vor allem aber den kirchenfeindlichen "Aufklärern" des 18. Jahrhunderts zu. Vor etwa 100 Jahren habe eine gegenläufige Bewegung in der Beurteilung des Mittelalters eingesetzt, der sich auch der Verfasser verpflichtet weiß. Er bietet in seinem Buch einen weitgespannten Überblick über das Geistesleben des Mittelalters. Nachdem er die Ausgangssituation geschildert hat (Zusammenbruch des römischen Reiches, der einen großen Verlust tradierten Wissens und damit tatsächlich zunächst eine gewisse Stagnation verursachte), schildert er die Auseinandersetzung der intellektuellen Elite mit der platonischen und aristotelischen Philosophie sowie deren teilweisen Korrektur und Fortentwicklung während des gesamten Mittelalters, die er mit kurzgefaßten Biographien bekannter (z.B. Anselm von Canterbury, Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Abälard, Duns Scotus) und im allgemeinen weniger bekannter (z.B. Wilhelm von Condes, Adelard von Bath, Johannes Burridan, Nicolas Oresme) Philosophen anschaulich untermalt. Dabei will der Verfasser verdeutlichen, welch entscheidenden Einfluß die philosophischen Studien des Mittelaters auf die unmittelbar naturwissenschaftliche Tätigkeit hatten. Insofern gibt der ursprüngliche englische Titel ("God's Philosophers. How the Medieval World Laid the Foundation of Modern Science") sehr gut (und besser als der deutsche Titel) die unentbehrliche Rolle der mittelalterlichen Philosophie für die Entstehung der modernen Wissenschaft wieder. Der Verfasser bemerkt dazu: "Bevor das Denkgebäude der modernen Wissenschaft errichtet werden konnte, benötigte es die starken Fundamente, die dafür im Mittelalter gelegt wurden. Der Grundstein war eine breite Anerkennung der Vernunft als wirksames Instrument, um die Wahrheit über unsere Welt zu entdecken. Natürlich konnte dies nicht ohne die Zustimmung der Kirche geschehen (...) Das bedeutete, daß die Entwicklung der Vernunft und deren Bezug zum Glauben wichtige Bestandteile unserer Geschichte sind." (S. 17) Die Verteidigung dieser grundlegenden Erkenntnis darf man wohl als das Hauptverdienst des vorliegenden Werkes ansehen. Auf der Grundlage der im Mittelalter betriebenen Philosophie kamen dann auch die vom Verfasser zahlreich aufgeführten praktischen Erfindungen zustande, so des Pfluges, der Dreifelderwirtschaft, der Brille, der Uhr, des Schießpulvers etc. Die Welt wurde eben nicht als mythologische und irrationale Größe gesehen, der der Mensch hilflos gegenüberstand, sondern als Abbild der göttlichen schöpferischen Vernunft, der der Mensch nachspüren und in der er in analoger Weise ebenfalls "schöpferisch" tätig werden konnte.

Des Verfassers Betonung der Rationalität mittelalterlichen Denkens entspricht seine Zurückweisung landläufiger Geschichtslügen, beispielsweise der allbekannten, im Mittelalter sei man davon ausgegangen, daß die Erde eine "Scheibe" sei (S. 51 f). Zu Recht wird auf die arrogante und realitätsfremde Beurteilung der scholastischen Philosophie durch die Humanisten und die katastophalen geschichtlichen Folgen dieser Sichtweise hingewiesen (S. 257 ff.) . Mit erfrischender Deutlichkeit entlarvt der Verfasser auch noch zahlreiche andere Fabeln des modernen, "aufgeklärten" Denkens, so die Mär von der "Grausamkeit" der hl. Inquisition (S. 106 ff.) oder der "wissenschaftsfördernden Wirkung" des Protestantismus (S. 272 ff.) Sehr ausführlich (drei Kapitel) wird am Ende des Buches der "Fall Galilei" abgehandelt und auch dabei manches Mißverständnis zurechtgerückt (z.B. S. 363: "Die Zensurbehörde der katholischen Kirche, die Indexkongregation, wies ihn an, seine Schrift abzuändern, erlaubte aber, die Rotation der Erde stehenzulassen, obwohl man diesen Punkt anfangs in Zweifel gezogen hatte.")

Das Buch weist auch einige Mängel auf, die nicht verschwiegen werden können. Auf philosophischem Gebiet enthält es manche Ungenauigkeiten und Irrtümer. So ist der Verfasser der Meinung, der fünffache Gottesbeweis des hl. Thomas von Aquin ("quinque viae") sei letztlich nicht stichhaltig (S.120); katholische Glaubenslehren und Religionsübungen werden abgelehnt, falsch dargestellt (z.B. S. 264 wird behauptet, die Kirche habe im Mittelalter Sündenvergebung gegen Bargeld erteilt; S. 374 wird dem Konzil von Trient die Lehre unterschoben, die Inerranz der Heiligen Schrift beschränke sich auf Gegenstände der Glaubens- und Sittenlehre) und sogar mit empörendem Sarkasmus übergossen (z.B. S. 66: "Die Katholiken glauben, daß während der heiligen Messe Brot und Wein in den tatsächlichen Leib und das Blut Christi verwandelt werden. Zum Glück für die versammelte Gemeinde sieht es aber nicht wie Fleisch und Blut, sondern immer noch wie Brot und Wein aus.")

Von den erwähnten und anderen kleineren Mängeln abgesehen hat der Verfasser ein lesenswertes Buch vorgelegt, welches geeignet erscheint, mit der vorherrschenden ungerechten Beurteilung des Mittelalters aufzuräumen. Das Buch ist - wenige für einen breiteren Leserkreis wahrscheinlich zu detaillierte und daher ermüdende biographische Schilderungen abgerechnet - in einem packenden Stil geschrieben; mitunter kommt auch der vielgenannte angelsächsische Humor zum Tragen. Die Übersetzung ist gut gelungen. Die dem Buch beigegebenen Zeittafeln und eine Liste der Schlüsselfiguren erleichtert dem Leser den Überblick.


Vernunft

Ein altes Märchen macht uns weis, der Beginn der Wissenschaft falle mit der Absage an den Aberglauben zusammen. Tatsächlich wurde die Geburt wissenschaftlicher Forschung mit der Absage an den Vernunftglauben eingeleitet. Die Denker der Antike und des Mittelalters glaubten noch, die Welt sei mit Hilfe erster Prinzipien zu erklären.

John Gray, Wir werden sein wie Gott. Die Wissenschaft und die bizarre Suche nach Unsterblichkeit, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012, S. 16


Faszinierende Philosophie des Mittelalters

Markus Schwering: Ich bemerke bei Ihnen eine – so vorderhand nicht vermutete – starke Sympathie mit den philosophischen Denkleistungen des christlichen Mittelalters. Ist diese Sympathie vielleicht das Ergebnis eines auch für Sie selbst überraschenden Lernprozesses?

Jürgen Habermas: Ich hatte mich in meiner letzten Vorlesung vor der Emeritierung, das ist lange her, schon einmal mit Thomas befasst. Damals war ich schon fasziniert von der konstruktiven Kraft und inneren Konsistenz dieses großartigen Systems. Nun hat mich die Lektüre von Duns Scotus und Wilhelm von Ockham ähnlich beeindruckt. Ja, das sind nachgeholte Lernprozesse, mit denen ich mich aber, wenn ich recht beobachte, nur in einen schon länger bestehenden Forschungstrend der erneuten Aufwertung des hohen, an die Moderne näher herangerückten Mittelalters einfädele.

Aus dem Interview mit Jürgen Habermas: „So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie“ in der Frankfurter Rundschau, online am 6. April 2020


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