Das Portal
zur katholischen Geisteswelt


Zum
Rezensions-
bereich
Zum
biographischen Bereich
Zum englischen
und polnischen
Bereich
Das katholische Informationsportal kath-info
dient der theologischen Aufklärung
und bietet Ihnen Beiträge zu Themen der katholischen Welt.

Die Beiträge unterliegen in der Regel dem Urheberrecht.

Zum Autorenverzeichnis

Sie befinden sich im dritten Teil
des blauen Bereichs des PkG (Buchstaben N bis Z)
Zum ersten Teil
Zum zweiten Teil

Die neuesten Beiträge finden Sie jeweils auf der Startseite

Datenschutzerklärung

Zum philosophischen Bereich
Zum
liturgischen Bereich

Links

Impressum

Themen

Nächstenliebe
Normen-verschiebung
NS 1937
Offenbarung
Ökumene
Ökumene II
Osttimor
Pallium
Papst
Papstbesuch 06
Papstbesuch 11
Papstbesuch 11b
Papstrücktritt
Papstverleumdung
Parallelgesellschaft
PAS
Pastoral
Persien
Petrusbruderschaft
Phobien
PID
Pille
Pius XII.
Piusbruderschaft
Plan
Politik u. Religion
Pornographie
Portugal
Posener A.
Pränataldiagnostik
Predigtqualität
Preußen
Priester
Priester II
Priesterberuf
Priesterheiligkeit
Priesterkleidung
Primat
pro familia
Progressismus
Prometheus
Pseudotheologie
Psychotherapie
Rahner K.
Randnotizen
Ratzinger stört
Redlichkeit
Reformkirche
Religion
Religionen
Religionsfreiheit
Religionsfreiheit II
Religionsunterricht
Ring-Eifel
Rosenkranz
Rosenkranz II
Rosenkranz III
San Bartolomeo
schlechte Priester
Schöpfung
Schweden
Schweigen
Seeleneifer
Selbstgerechtigkeit
Sexualerziehung

Kein Strom für schlechtes Reden!

Von Urs Keusch

Kürzlich begegnete ich auf der Straße einem Mann, der in den besten Jahren ist und eine hohe berufliche Position innehat. Ich frage ihn, wie es ihm gehe. “Momentan nicht so gut”, sagt er zu mir, “ich hatte eine harmlose Operation am Innenohr, und seither leide ich an Schwindel und Unwohlsein, bereits seit mehr als zwei Monaten. Ich hatte zwar begonnen zu arbeiten, aber ich musste die Übung abbrechen. Die Ärzte sind auch ziemlich am Ende ihres Lateins. ‘Abwarten’, heißt es dauernd, ‘abwarten, abwarten!’ Es ist zum Verrücktwerden!”. Bei einer Tasse Kaffee erzählt er mir dann, wie schwer es ihm falle, so untätig herumzusitzen, und dass er nur hoffe, bald wieder arbeiten zu können. “Und wissen Sie”, führte er dann noch weiter aus, “etwas habe ich gelernt. Ich habe gelernt, dass ich nie wieder über andere urteilen werde, die nicht mehr arbeiten und zu Hause herum hocken. Wissen Sie, bis zu meiner Krankheit war ich immer ziemlich schnell mit meinem Urteil über solche Typen. ‘Simulant, Schmarotzer’, das war so ziemlich das Harmloseste, was mir dazu einfiel, Nun bin ich selber einer von ihnen; und das ist verdammt schwer, glauben Sie es mir, das ist hart.”

Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet

Solche Erfahrungen sind heilsam für uns Menschen, für jeden von uns. Wer nicht selber einmal so gründlich verkannt, missdeutet und gedemütigt wurde, kennt nicht die Schwere des göttlichen Gebotes, das uns der Erlöser in der Bergpredigt gegeben hat: “Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden” (Lk 6,37—42). In solchen Situationen erkennen wir: Wir sind niemals imstande, über andere Menschen zu urteilen, schon gar nicht, über sie zu Gericht zu sitzen. Wir sehen immer nur an die Menschen heran, wir sehen nicht in sie hinein. Und was immer Menschen tun: Wir können die Motive ihres Handelns nicht bis ins Letzte beurteilen. Wir können und müssen bisweilen die Tat eines Menschen verurteilen (und müssen dagegen vielleicht sogar Stellung beziehen), aber niemals ist es uns gegeben, bis ins Letzte seine inneren Beweggründe zu beurteilen und welche biografischen und psychologischen Erfahrungen seinen Handlungen zugrunde liegen.

Löse die Rose aus den Dornen

In dem bekannten Werk der hl. Caterina von Siena “Gespräch von Gottes Vorsehung”, das ich jedem Christen zur Lektüre empfehlen kann, gibt es ein Kapitel, das die Überschrift trägt: “Das vollkommenste Licht: Erkenntnis in der Liebe”. Darin spricht Gott zur heiligen Caterina vom Urteilen und Richten über andere. Damit die Seele zur reinen Liebe und Einheit mit Gott gelangen könne, wird ihr nun gesagt:

“Noch etwas musst du tun, um zu dieser lauteren Einigung zu gelangen: Beurteile keinen Menschen, wer er auch sei und in welcher Sache auch immer — die er gegen dich oder einen andern unternehmen mag — nach seiner Absicht, sondern nach der Meinen in ihm. Und selbst wenn du offenbaren Sünden und Fehlern begegnest, so löse die Rose aus den Dornen, indem du Mir jene Fehler in heiligem Mitleid darbringst. Bei Kränkungen, die dir angetan werden, bedenke, dass Mein Wille sie erlaubt, um in dir und in Meinen andern Knechten die Tugend zu erproben, und dass der Beleidiger als ein von Mir gesandtes Werkzeug handelt, häufig sogar in guter Absicht, denn keiner kann die Abgründe des Menschenherzens durchschauen ... Alle sollt ihr Mitleid füreinander haben und das Richten Mir überlassen ...”

“Alle sollt ihr Mitleid füreinander haben und das Richten Mir überlassen.” — Das ist Hohe Schule, gewiss, und man muss einen solchen Text mehrmals lesen und meditieren, bis man seinen tiefen Inhalt ein wenig ausloten und die Höhe solcher Lehre erklettern kann. “Keiner kann die Abgründe des Menschenherzens durchschauen” — das sollten wir uns immer und in jedem Augenblick vor Augen halten!

Denke und rede nicht schlecht über andere

Gehen wir noch einen Schritt weiter. Wenn wir schon nicht über andere Menschen urteilen dürfen, so gilt das noch weit mehr im Denken und Reden über andere. Der hl. Franz von Sales schreibt einmal einer Äbtissin in einem Brief:

“Ich versichere Ihnen, dass es kein gewisseres Zeichen einer lasterhaften Seele gibt als die Neigung, über seinen Nächsten schlecht zu denken und zu sprechen. Wer seinen Nächsten nicht heilig, liebevoll und voll Mitleid betrachtet oder mit der Achtung, die ihm als Christ gebührt, der beginnt damit, alle Teile seiner Seele zu verderben: Von da her wird er stolz, anmaßend, missgünstig, ungesittet, und hat keinen Zug des Ebenbildes Gottes mehr an sich.”

Das sind deutliche Worte aus der Feder dieses so liebenswürdigen Heiligen. Und doch: Wie recht hat er! Wir erleben es täglich. Und wir erleben es an uns selber, wie viel schlechter wir uns fühlen, wie Gottes Liebe sich uns entzieht, wie die Freude uns entschwindet, wenn wir negative Gedanken über andere Menschen zulassen, sie in uns ausbrüten — geschweige, sie aussprechen — sie andern mitteilen, statt dass wir für diese Menschen beten und das Gericht dem Herrn überlassen.

Gebt den Kindern kein Ärgernis

Nirgends wirkt sich solche negative Gesinnung verhängnisvoller aus als in der Familie. Wie viel Licht wird da verdunkelt, ja, ausgelöscht, wenn Eltern den Kindern ein schlechtes Beispiel geben: wenn sie vor ihren Kindern über andere Menschen herziehen, über Verwandte, Freunde, Nachbarn, vielleicht sogar über eigene Familienangehörige, über Priester, Lehrer, Politiker ... Die Mutter, der Vater, der solches tut, beginnt damit, “alle Teile seiner Seele zu verderben” — und die Seele seines eigenen unschuldigen Kindes! Diese Sünde der Eltern, die so häufig begangen wird, geht dann meist auf die Kinder über. Ja, sie setzt sich fort wie eine zweite Erbsünde. Sie lähmt die Zarten, höher tastenden seelischen Kräfte im Kinde, verdunkelt in ihnen den Sinn für Ehrfurcht, Wahrhaftigkeit, Liebe und Erbarmen mit den Menschen, und entfremdet viele der Liebe Gottes. Ja, diese Sünde ist ein tödliches Gift, sie greift die Wurzeln der Lebensfreude an, macht viele Kinder einsam und verschlossen, und sie wissen später dann meistens nicht, woher ihre Lebensangst kommt.

Die sel. Mutter Teresa hat einmal von sich gesagt: “Eine Sünde, die ich nie beichten musste, war, dass ich jemand verurteilt hätte.” — Woher eine so seltene Gnade? Mutter Teresa verdankt sie weitgehend ihrer Erziehung. Als Kinder, so erzählte sie, hätten sie abends beim Schlafengehen einmal über einen Lehrer geschimpft. Als ihre Mutter das hörte, drehte sie den Strom ab. Ihre knappe Begründung lautete: “Für Kinder, die schlecht über Leute sprechen, bezahle ich keinen Strom.”

Tun Sie das auch, liebe Eltern: Kein Strom für schlechtes Reden! Und wenn Sie sich selbst dabei ertappen: Seien Sie sich bewusst, dass schlechtes Reden über andere finster macht, dunkel und mutlos im eigenen Herzen — und in den Herzen Ihrer Kinder!

“Lasst vielmehr euer Licht der Liebe und des Erbarmens leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!” (vgl. Mt 5,16).


Das Unkraut wachsen lassen!


Weitere Beiträge von Urs Keusch

Themen

Sexuallehre
Silesius
Sinnthesen
Sixt. Kapelle
Spanien 711
Span. Bürgerkrieg
Span. Märtyrer
Staat
Stammzellen
Starkmut
Striet Magnus
Südsee
Sühnopfer
Synodaler Weg
Syn. Weg u. Greta
Terror
Theater
Theodizee
Theologeneifer
Theologenkongress
Theologie
Thomaschristen
Thomismus
Tier
Todesstunde
Todeswunsch
Toleranz
Tradition
Transgender
Türkenkriege
Umkehr
Unauflöslichkeit
Unbefl. Empfängnis
Urlaub
Urteilen
veilleurs
Veränderung
Verblendung
Vergebung
Verheißung
verlorenes Schaf
Vernunft
Vertrauen
Verweyen
Verzicht
Vorsehung
Wahrheit
Weihestufen
Weihnachten
Weihnachten II
Weihnachtsmann
Wiederverheiratete
WJT
Woche f. d. L.
WSW-Gutachten
Wunder
Wunder II
Wurzeln
Yad Vashem
ZdK
Zeugnis
Zölibat
Zweigewaltenlehre

Zu den neuesten Beiträgen