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Ist das noch die Kirche Christi?

Von P. Engelbert Recktenwald

“Von Bethlehem her zieht sich eine Lichtspur, eine Spur der Liebe und der Wahrheit durch die Jahrhunderte: Wenn wir auf die Heiligen hinschauen von Paulus über Augustinus hinauf zu Franz von Assisi und Dominikus, über Franz Xaver und Teresa von Avila bis herauf zu Mutter Teresa ‒ dann sehen wir diesen Strom der Güte, diesen Weg des Lichtes, der sich immer neu am Geheimnis von Bethlehem entzündet, an dem Gott, der ein Kind geworden ist.” So schrieb Papst Benedikt XVI. 2005 in seiner Weihnachtsbotschaft. Dieser Strom der Güte war für ihn “der wirkliche Beweis für die Wahrheit des Christentums,” so wie für das Erste Vatikanische Konzil die Kirche selber “ob der wunderbaren Art ihrer Ausbreitung, ihrer außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten, ob ihrer allumfassenden Einheit und unüberwindlichen Fortdauer ein mächtiger, stets wirksamer Beweisgrund für ihre Glaubwürdigkeit, ein unwiderlegliches Zeugnis für ihre göttliche Sendung” ist.

Dieser Beweis scheint nun zusammengebrochen zu sein. Nach den Enthüllungen der letzten Jahre ist aus der Kirche eine “Täterorganisation” (Bischof Bätzing) geworden, eine Bande von Kinderschändern und Vertuschern. Dass sie einen massiven Vertrauensverlust erleidet, ist die logische Folge. Dass treue Katholiken aber einen Glaubensverlust erleiden, ist keine logische, sondern eine psychologische Folge.

Können wir unter diesen Umständen noch an die Kirche im Sinne des Credo glauben? Ja. Es nicht zu tun, wäre keineswegs eine logische Folge, denn wir wussten schon vorher, dass die Kirche in ihrem Schoß Sünder umfasst (2. Vaticanum, Lumen gentium 8), und dass diese Sündhaftigkeit vor keinem Grad der Hierarchie haltmacht. Diese Sündhaftigkeit tangiert kein einziges jener vier Kennzeichen, die wir im Credo bekennen und woran wir die Kirche erkennen. Nur die katholische Kirche erfreut sich kraft ihres einen Oberhauptes einer Einheit im Glauben, in der Regierung und in der Sakramentenordnung, um die sie von anderen Konfessionen schon so oft beneidet worden ist. Nur bei ihr hält die Beanspruchung der Apostolizität, also ihrer historischen Kontinuität bis in die Apostelzeiten, einer historischen Prüfung stand. Nur sie erfreut sich einer Universalität, die von keiner anderen Konfession übertroffen wird.

Und ihre Heiligkeit? Sie besteht darin, dass Christus ihr “die ganze Fülle der Heilsmittel” (II. Vatikanum) anvertraute. Diese Quelle der Heiligkeit ist unverlierbar und sprudelt in den Sakramenten unaufhörlich fort. Sie spendet das Leben der Gnade, und es liegt in der Freiheit jedes Einzelnen vom Laien bis zum Papst, es zu empfangen oder nicht. “Wo die Glieder der Kirche an diesem Leben teilhaben, werden sie geheiligt, wo sie aber dieses Leben preisgeben, verfallen sie der Sünde und Unordnung” (Credo des Gottesvolkes, KKK). Sehr schön ist diese Wahrheit in jener Anekdote veranschaulicht, in der einem Katholiken vorgeworfen wird, dass die Kirche seit 2000 Jahren existiere und es immer noch so viele Sünder und Skandale in ihr gäbe. Daraufhin der Katholik: “Schon seit über 2000 Jahren gibt es Seife, und immer noch haben Sie einen schmutzigen Hals.”

Sünden und Verbrechen hat es überall und zu allen Zeiten in der Menschheitsgeschichte gegeben; die Heiligkeit aber, wie sie uns in den Heiligen aufleuchtet, gibt es nur in der Kirche. Nicht die Sünden, sondern diese Heiligkeit ist das Erklärungsbedürftige. Die größere Frage ist nicht: Wie sind Verbrechen in der Kirche möglich, sondern: Wie ist eine solche Lichtspur der Liebe möglich? Sünden sind in der Kirche möglich, indem Menschen sich verhalten, wie sie sich immer verhalten. Heiligkeit wird möglich, indem Menschen das leben, was die Kirche lehrt, und die Gnadenmittel anwenden, die sie ihnen anbietet. Die Heiligen haben es uns vorgemacht, und kein Skandal kann uns daran hindern es nachzumachen.

Durch den Missbrauchsskandal und seine mediale Darstellung hat sich dieses Verhältnis in der öffentlichen Wahrnehmung umgekehrt: Nicht mehr die Heiligkeit, sondern sexueller Missbrauch erscheint plötzlich als Alleinstellungsmerkmal der Kirche. Gemäß einer Umfrage im Jahre 2010, dem Jahr der ersten Welle der Skandalveröffentlichungen, glauben 7 Millionen Deutsche, dass sexueller Missbrauch ausschließlich in kirchlichen Einrichtungen vorkomme. Die Kirche erscheint also plötzlich als Sündenpfuhl inmitten einer heilen Welt. Dass dies mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, hindert nicht daran, dass der einzelne Katholik unter Druck gerät und sich mit seiner Kirche auf der Anklagebank wiederfindet. Es werden uralte psychologische Mechanismen wirksam, auf die wir auch in der Bibel stoßen: Als Daniel z.B. die Löwengrube überlebt und daraufhin seine Ankläger vom König den Löwen vorgeworfen werden, müssen auch deren Frauen und Kinder dran glauben. Wir sind Kinder der Kirche, und um der Sippenhaft zu entgehen, sind wir versucht, uns von Mutter Kirche zu distanzieren, wo wir doch in Wirklichkeit viel lieber stolz auf sie sein wollen. Doch von diesem Stolz suchen uns schon seit den 60er Jahren jene Theologen zu befreien, die einen Feldzug gegen das führen, was sie “Triumphalismus” nennen. Sie haben kein Problem damit, zur Kirche auf Distanz zu gehen, da doch ihre oft bissige Kritik an der Glaubens- und Morallehre eine innere Distanz zur Kirche offenbart, die schon längst da ist. Wenn sie nun das Keuschheitsideal der Kirche, wie es sich in ihrer Sexuallehre und im priesterlichen Zölibat zeigt, für die Missbrauchsverbrechen verantwortlich machen, bestätigen sie den Mythos, sexueller Missbrauch sei etwas typisch Katholisches. Nebenbei machen sie damit die Täter zu Opfern des Systems: Der eigentlich Schuldige ist die Kirche. Und sie tun so, als ob die Kirche bloß die weltlichen Moralstandards zu übernehmen bräuchte, um mit dem Bösen in ihrer Mitte fertig zu werden. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: Die Quelle ihrer Gesundung findet die Kirche in sich selbst, nämlich in dem, was Christus ihr gegeben hat. Die Geschichte der Kirche zeigt: Stets überwand sie ihre Krisen dadurch, dass Heilige auftraten, die andere mitrissen, die eine Bewegung der Buße und Umkehr auslösten und zu einer Vertiefung des geistlichen Lebens, zu einem eifrigen, von lebendigem Glauben getragenen Empfang des Bußsakramentes und der hl. Kommunion hinführten.

Wenn, wie eine groß angelegte Studie vor drei Jahren ergab, nur noch 46 % der Priester häufiger als einmal pro Jahr zur Beichte gehen und nur 58 % sich täglich Zeit fürs persönliche Gebet nehmen, dann ist das ein alarmierendes Signal jener geistlichen Misere, auf deren Misthaufen jene schrecklichen Auswüchse gedeihen konnten, die wir nun zu beklagen haben. Die deutschen Bischöfe scheinen das zu ignorieren. Papst Benedikt dagegen hatte völlig Recht, als er in seinem Brief an die Katholiken Irlands genau an diesem Punkt ansetzte und eine geistliche Erneuerung einforderte. Wenn Bischöfe statt dessen die Sexualmoral und den Zölibat überdenken wollen, machen sie sich zu Brandbeschleunigern und stellen sich in den Dienst der Agenda jener Reformkräfte, die das Heil in der Welt suchen und den Missbrauchsskandal dafür instrumentalisieren.

Doch ebenso bedrückend wie die Missbrauchsverbrechen selber ist für den treuen Katholiken das fast flächendeckende Vertuschen. Doch solches Wegschauen ist er schon seit fünf Jahrzehnten in einem anderen Bereich gewohnt. 1970 schrieb Ida Friederike Görres: “Das Schweigen der lehramtlichen Obrigkeit bestürzt den Gläubigen angesichts der fröhlich wuchernden Ketzereien aller Schattierungen.” Da man nicht 50 Jahre lang bestürzt sein kann, hat sich ein fataler Gewöhnungseffekt eingestellt. Zwischenzeitlich konnte man dem römischen Lehramt kein Schweigen vorwerfen, die Lehrtätigkeit, besonders die von Ratzinger als Glaubenspräfekt und Papst, war ein hoffnungsvolles Wetterleuchten, aber das von Görres beklagte Wuchern ging weiter. Die vereinzelten Maßnahmen gegen Häretiker kamen über einen reinen Symbolwert kaum hinaus. Der so machtvoll klingende Kanon des Kirchenrechts, der bei Häresie die automatisch eintretende Exkommunikation verfügt, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht, da er in der Praxis ohne Wirkung bleibt.

Der treue Katholik hat sich deshalb schon längst daran gewöhnt, seinen Glauben an die Kirche nicht von der Regierungstauglichkeit seiner Hirten abhängig zu machen. Dieser Glaube hat, wie gesagt, keine logischen, wohl aber psychologische Gründe gegen sich. Das beste Mittel, sich dagegen zu wappnen, besteht darin, sich die Psychologie der Heiligen zu eigen zu machen. Sie ließen sich durch nichts beirren, jene Quellen der Heiligkeit zu nutzen, die der Kirche unverlierbar anvertraut sind. Der hl. Pfarrer von Ars sagt dazu: “Ihr lasst eine Flüssigkeit durch einen Trichter gehen: mag dieser Trichter von Gold oder von Kupfer sein, ist die Flüssigkeit gut, so bleibt sie immer gut.” Das will sagen: Die Wirksamkeit der Sakramente bleibt von der Unwürdigkeit ihrer Spender unberührt. Das ist ein unschätzbar wertvolles Geschenk des Herrn an uns. Es berechtigt und befähigt uns, auch in diesem Zusammenhang die Regel des hl. Ignatius anzuwenden: dem Versucher nicht nur zu widerstehen, sondern ihn niederzuschlagen. Also nicht austreten, sondern auftreten - nach dem Motto: Jetzt erst recht! Wechseln wir vom Tauf- in den Firmmodus: von Kindern, die von Mutter Kirche versorgt oder gar verwöhnt werden wollen, zu Streitern, die mit den Waffen des Lichtes für Gottes Ehre und die Reinigung der Kirche einstehen. Es ist die Stunde der Bewährung, um uns zu heiligen und im eigenen Einflussbereich für eine geistliche Erneuerung der Kirche zu wirken.

Gemäß 1 Kor 9, 24 können wir das Ganze auch von der sportlichen Seite nehmen. Wir müssen den Wettkampf, von dem Paulus spricht, gewinnen, auch wenn wir auf der Rennbahn hässliche Pfützen überspringen müssen. Und wenn wir das Abenteuer mit Blaise Pascal aufs Wasser verlegen, können wir die Freude genießen, inmitten eines gewaltigen Sturmes auf einem Schiff zu sein, von dem wir genau wissen, dass es nicht untergehen wird.

Und ein letzter Tipp: Lesen Sie Heiligenbiographien! So kann die Spur der Heiligkeit, von der Papst Benedikt sprach, ihren Weg auch in Ihre Seele finden und Sie für die Kirche begeistern. Der Arm des Herrn ist nicht verkürzt.

Dieser Text erschien im Dezember 2018 in der Tagespost.

Sie können ihn auch hören.


Recktenwald: Tödliche Normenverschiebung


Wie seriös arbeitet Hubert Wolf?

Zur Illustration der angeblichen theologischen und historischen Inkompetenz und Ignoranz der Befürworter einer Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit heißt es bei Wolf: „‚Wozu so viele Umwege und Mühen‘ durch historische Forschung, fragte der Wiener Erzbischof Othmar Kardinal Rauscher, und konstatierte: ‚Befragen wir einfach den Papst – sein Urteil gibt uns die Lösung auf leichterem und schnellerem Weg.‘“ Othmar Rauscher, so wird dem Leser suggeriert, ist der Prototyp des „Unfehlbarkeitsprotagonisten“, wie Wolf sie nennt, die die „Zeugnisse des Lehramtes verabsolutierten“, diese mit der „Tradition schlechthin“ gleichsetzten und vor allem im Papst „das entscheidende Depot der kirchlichen Überlieferung“ sahen. Doch diese Darstellung stellt die historischen Fakten auf den Kopf! Denn wie allgemein bekannt ist, war Rauscher ein prominenter und prononcierter Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas. Zusammen mit den anderen Angehörigen der Konzilsminderheit reiste er vor seiner Verkündigung aus Rom ab. Rauschers Zitat ist polemisch gemeint. In der Rede, der es entnommen ist, argumentiert er: Wäre der Papst unfehlbar, dann hätte sich doch die Kirche in früheren Zeiten nicht die Mühe genommen, ökumenische Konzilien und Synoden einzuberufen, sondern man hätte einfach gesagt: „Wozu so viele Wege, solche Mühen und Gefahren auf sich nehmen? Fragen wir doch einfach den Papst“ (Mansi, Sacrorum Conciliorum, nova et amplissima collectio 52 [1927], 109, A). Von Umwegen und Mühen „durch historische Forschung“ ist in der Rede übrigens gar nicht die Rede.

Aus: Martin Rhonheimer, Synodale Illusionen. Doppeltes Lehramt von Bischöfen und Theologen? Der Orientierungstext des Synodalen Weges beruft sich auf historische Konstruktionen, die sich bei genauerer Betrachtung als haltlos erweisen, in: Herder Korrenpondenz 5/2022, S. 51


Christlicher Triumphalismus

Eine Osterpredigt.

Recktenwald-Predigten · Ostersonntag: Christlicher Triumphalismus

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