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Das Kreuz

Von P. Engelbert Recktenwald

Wenn wir das Kreuz betrachten, treten wir ins Innerste des Heiligtums ein. Leiden und Tod des Herrn sind eine Offenbarung seiner Liebe. "Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Joh 15,13). Durch die Betrachtung der Passion Christi lernen wir am besten die innerste Gesinnung seines Herzens kennen. Jedes Detail gewinnt Bedeutung. In seiner "Summa theologica" geht der hl. Thomas von Aquin in dem Abschnitt über das Leiden Jesu eine ganze Reihe von Fragen durch: ob Christus am Kreuze habe leiden müssen, ob er alle Qualen erduldet habe, ob sein Schmerz der größte aller Schmerzen gewesen sei, ob er der ganzen Seele nach gelitten habe, ob er zur angemessenen Zeit und am angemessenen Ort gelitten habe, ob es angemessen gewesen sei, daß er zusammen mit den Schächern gekreuzigt worden sei usw. Diese Fragen sind nicht Ausdruck einer ungehörigen Neugier, sondern der Sehnsucht der Liebe, in jedem Detail die Liebe des Geliebten zu entdecken. Denn der Liebe ist nichts gleichgültig. Das ist ein Grundsatz, der allgemein zwischen Menschen gilt. Wenn ein Junge sich in ein Mädchen verliebt, dann beginnt er sich für alles an ihm zu interessieren, auch für Kleinigkeiten, die uns normalerweise kalt lassen, etwa für seine Augenfarbe. Oder hat uns etwa jemals die Augenfarbe eines Cäsars oder Kants interessiert? Für die Liebe aber erhält alles Bedeutung. Sie kennt keine Gleichgültigkeit.

Wenn wir den Herrn lieben, ist uns jeder Umstand seines Sterbens bedeutsam. Nichts soll der Aufmerksamkeit unserer Liebe entgehen. In manchen alten Darstellungen des Gekreuzigten finden wir Engel abgebildet, die in heiligen Gefäßen das kostbare Blut, das aus seinen Wunden fließt, auffangen: Kein noch so kleines Tröpflein soll verlorengehen.

Beim Tod unseres Herrn kommt noch etwas Unterscheidendes hinzu. Normalerweise ist der Tod ein Widerfahrnis, das der Mensch einfach hinnehmen muß. Ob jemand an Krebs oder an den Folgen eines Autounfalls stirbt, bestimmt nicht der Sterbende. Bei Christus ist es anders. Er gibt sein Leben freiwillig hin. Sein Tod ist ein Opfer, Hingabe seines Lebens. "Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand vermag es mir zu nehmen, ich gebe es freiwillig hin. Ich habe habe Macht, es hinzugeben und es wieder zu nehmen" (Joh 10,17f). Öfters begegnen wir im Evangelium der Episode, daß sie ihn ergreifen wollten, er aber mitten unter sie hindurchging, ohne daß sie ihm was anhaben konnten (z.B. Lk 4,30). Denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Nicht seine Feinde, sondern er selbst bestimmt, wann er sein Leben für seine Freunde hingibt. Erst dadurch wird ja sein Leiden Ausdruck Seiner Liebe statt des Hasses seiner Feinde. Letzteres gilt natürlich auch, aber die Henker sind nur ausführende Werkzeuge eines Planes, den sie nicht kennen. Christus aber kennt ihn. Es ist der ewige Ratschluß, den er selbst als Logos mit dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes zu unserer Erlösung gefaßt hat. Christus ist Ausführender und Urheber dieses Ratschlusses. Erst dadurch kann tatsächlich jeder Umstand seines Todes Zeugnis seiner Liebe werden. Nichts ist dem Zufall überlassen, nichts bloßes Widerfahrnis. Alles ist Teil des Ratschlusses, den die Liebe ersonnen hat. Vom ersten Augenblick an, da der Logos Mensch wurde, hatte er das Kreuz vor Augen als das Ziel, auf das sein Leben zur Erlösung der Menschen hinauslaufen sollte.

Zu leugnen, daß Christus seinen Tod als Opfer zur Erlösung der Menschen verstanden und gewollt hat, bedeutet deshalb die Entweihung des Heiligtums. Die Leugnung des Kreuzesopfers beraubt das Christentum seiner Herzmitte. Dann werden auch die Fragen des hl. Thomas von Aquin kurios. Christus wird mir fremd. Sein Tod war nicht ein Tod für mich, der ich zweitausend Jahre später lebe. Christus mag geliebt haben, aber er liebte nicht mich. Er kannte mich nicht einmal.

Die Konsequenz ist ein Umgang mit dem Evangelium, der den Herrn zu einem Spielball unserer Interessen macht. Die Frage: "Was bedeutet Christus für mich?" wird zu einem Raster, das nur gelten läßt, was mich gerade interessiert. Den Befreiungstheologen interessiert etwas anderes als die Feministin oder den Tiefenpsychologen, und entsprechend anders fällt das Bild aus, das man sich von Christus macht. Was nicht ins Raster paßt, läßt gleichgültig oder wird zum Ärgernis.

Machen wir uns nichts vor: Genau das ist der Punkt, an dem sich die Geister scheiden auch die Theologen. Wahrscheinlich glaubt von diesen nur noch eine Minderheit an den Opfertod Jesu Christi, nachdem sich unter den Exegeten die Irrlehre durchgesetzt hat, daß Christus sich in der Naherwartung des Reiches Gottes geirrt habe. Dann löst sich natürlich das für mich seines Todes auf. Jesus Christus hatte nicht wahrhaft mich während seines ganzen Leidens vor Augen. Was sein Tod "mir" bedeutet, bleibt frommen Anmutungen überlassen, die mit dem historischen Jesus und mit "wissenschaftlicher" Theologie nichts zu tun haben. Die Einheit von Theologie und Spiritualität zerfällt. Dieser Zerfall spiegelt sich im Angebot vieler Schriftenstände in unseren Kirchen wider: neben seichten Schriften fürs Herz à la "Wort der Freude für jeden Tag" liegen "kritische" Werke der Herren Küng & Co.

Die Erneuerung kann nur in der Rückkehr zum Glauben an das Kreuz bestehen: als das Zeichen der Liebe unseres Gottes. Der historische Jesus, der am Kreuze litt und starb, ist der Gott, der uns aus Liebe erschaffen und den Erlösungsratschluß gefaßt hat. Sein Leiden ist meine Erlösung, sein Tod ist mein Leben. "Sofern ich noch im Fleische lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingeopfert hat" (Gal 2,20). Das Kreuz ist zum Zeichen dafür geworden, was ich Ihm bedeute.


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Das Kreuzesopfer als Offenbarung

Am Kreuz, im Opfer des Sohnes Gottes, offenbaren sich Liebe und Gerechtigkeit Gottes. Hier offenbart sich die Gerechtigkeit, weil Gott es nicht zulassen kann, dass irgendein Unrecht für alle Ewigkeit das letzte Wort behält und die Verletzung der kosmischen Harmonie nicht gesühnt wird. Die Liebe offenbart sich, weil Gott sich zur Verzeihung des Unrechts ermächtigt, indem Er selbst die Rolle des Opfers übernimmt, das allein verzeihen darf, ohne die Opfer zu beleidigen.

Robert Spaemann in seiner Auslegung von Psalm 50, aus: Robert Spaemann, Meditationen eines Christen. Über die Psalmen 1-51, Stuttgart: Klett-Cotta 2014, S. 393 f.


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Franz Prosinger: War der Kreuzestod Jesu ein Opfer?


Über die Gretchenfrage unseres Glaubens

In diesem Podcast geht es ums Eingemachte. Hat der sterbende Christus am Kreuz mich gekannt?

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